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Wilde Goldrute, Compositae.

Name:

Solidágo virga aúrea L. Wilde Goldrute. Französisch: Verge d’or, grande verge dorée; englisch: Golden rod; italienisch: Verga aurea, erba pagana; dänisch: Muur-Rude, St. Petersurt; litauisch: Rykštene; norwegisch: Gyllenris, Spanskurt; polnisch: Nawloc, Zlota rózga; russisch: Zolotarnik; schwedisch: Guldris; tschechisch: Zlatobýl obecný; ungarisch: Aranyvesszö.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Nord-u. Westasien, Nordafrika, Nordamerika.

Namensursprung:

Solidago kommt vom lateinischen solidare = befestigen, oder solidum agere = festmachen, gesundmachen, heilen, weil die Pflanze („Heftkraut“) früher als Wundheilmittel galt. Lateinisch virga = Ruta und aureus = golden; nach der Form und Farbe des Gesamtblütenstandes.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Wundkrût (Braunschweig), Wundkraut (Schwäbische Alb, Kärnten), Heilwundkrût (Göttingen), Heidnisch Wundkrout (Braunschweig), Heidnisch Wundchrut (Schweiz); mißverständlich auch Heidnisch Schwummchrut (Graubünden). Die stattliche Erscheinung der Pflanze gab zu Benennungen wie Goldrute (auch volkstümlich), Petrusstab (Riesengebirge), Himmelbrand (Niederösterreich) Anlaß. Weitere Bezeichnungen sind ferner: Unsegenkraut, weil gegen „Unsegen“, d. i. Entzündung gebraucht (Böhmerwald), Schoßchrut (Aargau), Pferdskraut, Ochsebrot, Vieharznei? (Nahegebiet).

Botanisches:

Die 20-100 cm hohe Goldrute mit schiefem, knotigem Wurzelstock ist in trockenen Wäldern und auf Waldlichtungen jeder Bodenart in Eurasien, Nordamerika und Nordafrika anzutreffen. Die elliptischen Blätter sind kahl oder spärlich behaart. Die gelben Blütenkörbchen stehen in endständigen, meist zusammengesetzten Trauben oder Rispen. In den Strand- und Dünenwäldern der Ostsee tritt die Pflanze in großen Mengen auf. Blütezeit: Juli bis September.

Geschichtliches und Allgemeines:

Hieronymus Bock sagt, daß die Goldrute bei den alten Germanen als Wundkraut mit an erster Stelle gestanden hat. Allerdings lassen sich in den Schriften erst vom Mittelalter an viele Angaben über ihre Verwendung als Arzneipflanze finden. So erzählt Arnaud de Villeneuve von einem Mann, der einen Blasenstein hatte, und nachdem er neun Tage dieses Kraut mit Eiern gegessen hatte, eine ganze Handvoll Harngrieß von sich gab. Nach einer Auslegung von Kroeber soll die Goldrute oder „Heidnisch Wundkraut“ auch eines der Mittel gewesen sein, mit denen Martin Luther gegen seine vielen körperlichen Gebresten zu Feld zog. Die Kosaken trinken den Tee bei Nierenschmerzen und Enuresis. In Nordamerika sollen die Solidago-Arten infolge ihrer Pollenbestäubung sehr zur Verbreitung des Heufiebers beitragen.

Wirkung

Von Lonicerus und Bock wird das Kraut unter dem Namen „Heydnisch Wundkraut“ als „ale Innerliche versehung heylend“ und als vorzügliches Wundmittel gerühmt,

von Matthiolus außerdem als „gewaltig den Harn treibend und den Stein brechend“ empfohlen.

Auch nach v. Haller wirkt es gegen Steinleiden, „gehört unter die vornehmsten heilenden Kräuter“ und wird bei Hals- und Zahnkrankheiten, Hüftweh, innerlich gegen Blutspeien und schwere Verwundungen mit geronnenem Blut im Innern des Leibes gegeben.

Ein Mitarbeiter Hufelands, Hofrat Pitschaft, bezeichnet die Pflanze als „vorzüglich bei Lungenprofluvien mit torpidem Charakter und Verschwärung derselben, sowie der Leber“ und weist darauf hin, daß auch Heim ihre starke Heilkraft bei Nierensteinen bestätige.

Die Volksmedizin schätzte, wie Osiander berichtet, die Goldrute gegen Hämorrhoiden, Harnverhaltung und Nierensteine.

Schulz führt außerdem noch den bei früheren Ärzten üblichen Gebrauch bei chronischem Ekzem, Pertussis und Asthma uraemicum an.

Ganz besonderer Wertschätzung erfreute sich Solidago bei Rademacher, der sie als ein gar altes Nierenmittel bezeichnet, dem er viel Gutes nachsagen müsse und das er bei Nephritis und Arthritis, besonders bei fieberhaften gastrischen Affektionen mit langsam fortschreitender Besserung, wenn der Harn dunkel und trübe entleert wurde, bei gleichzeitigen Menorhagien und auch bei Asthma anwandte.

Bohn stützt sich auf die Indikationen Rademachers, führt aber als Folge der fieberhaften Nierenerkrankung auch noch Nierenschrumpfung (Brightsche Nierenkrankheit) an und läßt das Mittel zudem bei Harnsäure-Diathese und Lithiasis gebrauchen.

Duché beschreibt einen Fall von Blasenhalsentzündung, in welchem durch Verabreichung der Goldrute die Schmerzen beim Urinieren aufhörten und der sedimentreiche Harn wieder klar wurde.

Nicht nur als Diuretikum, sondern auch als Adstringens hat sie sich Leclerc bewährt, der bei Enteritis muco-membranacea das Aufhören der Diarrhöen und Nachlassen der Darmschmerzen beobachtete. Auch auf die dysenterieähnlichen Entleerungen mit Tenesmen eines Phthisikers und Zahnungsenteritis der Kinder wirkte das Mittel nach ihm günstig.

In Rezepten gegen chronische Nephritis, Urämie, chronische Arthritiden, Skrofulose und zum externen Gebrauch bei eiternden Wunden wird Solidago von Meyer aufgeführt.

In einem Vortrage empfahl E. G. Schenck, Heidelberg, Solidago bei plötzlich eintretender Nierensperre. Nach ihm ist die Pflanze nach einjähriger Lagerung bezüglich der Diurese unwirksam.

Nierenerkrankungen, Phosphaturie, Gicht und Prostatahypertrophie sind Anwendungsweisen, die die homöopathische Literatur für Solidago nennt.

Als hauptsächlich wirksame Bestandteile des Krautes sind bisher nur Saponinsubstanzen bekannt geworden.

Bezüglich des Saponingehaltes wurde in der homöopathischen Urtinktur ein hämolytischer Index von 1 : 1000 gefunden. Hinsichtlich der Erhaltung der Fermente in Zubereitungen aus Solidago virga aurea wurde festgestellt, daß Peroxydase, Oxydase und Katalase im „Teep“-Präparat erhalten geblieben waren, während keins von diesen in der homöopathischen Urtinktur nachweisbar war.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Bei Husten, Leber-, Milz- und Nierenleiden; äußerlich als Gurgelwasser und Wundmittel, bei Ohrenschmerzen und -sausen.

Litauen: Das Infus gegen Nierensteine.

Norwegen: Innerlich bei Steinleiden; äußerlich bei Geschwüren.

Ungarn: Bei Wassersucht und Nierensteinen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Solidago virga aurea ist ein organspezifisches Nierenmittel ersten Ranges, welches mit ausgezeichnetem Erfolge bei chronischen Erkrankungen angewandt wird. Man verordnet es also bei: chronischer Nephritis, Brightscher Nierenkrankheit, Schrumpfniere, urämischem Asthma, Nierensteinen und -grieß und Albuminurie.

Kleine, Wuppertal, konnte sogar eine seit fünf Tagen bestehende Urämie mit Solidago, Juniperus und Helleborus heilen.

Goldrute wird ferner als Diuretikum bei Harnsäure-Diathese, Rheuma, Gicht und Wassersucht (Arnold, Chemnitz, hatte mit Solidago Ø und Crataegus Ø auch bei Hydrops cordis gute Resultate) gegeben.

Auch bei Prostatahypertrophie, Diabetes und nervösem Bronchialasthma mit verminderter Urinmenge und heftigen Schweißen wird sie gelobt.

Seltener findet sie Anwendung als Blutreinigungsmittel bei chronischen Ekzemen und skrofulösen Ausschlägen, bei Blutungen, Entzündungen der Mund- und Rachenhöhle und äußerlich bei eiternden Wunden. Außerdem schätzt Putensen, Hof, das Mittel bei Leberschwellung und Witzel, Wiesbaden, verordnet es bei akuter Exazerbation der Tuberculosis pulmonum.

Zur Spülung bei lockeren Zähnen verwendet Schirr schließlich ein Teegemisch von Solidago und Nasturtium.

Solidago wird sehr häufig im Teegemisch. und zwar vorzugsweise mit Betula und Juniperus, verordnet.

Angewandter Pflanzenteil:

Das Kraut geben als verwendet an: Bock, Matthiolus, Lonicerus, Rademacher, Bohn, Meyer und Ferd. Müller. Lonicerus erwähnt auch Wurzel und Samen.

Clarke erwähnt eine Tinktur der ganzen frischen Pflanze und eine Tinktur der Blüten.

Das HAB. nennt zur Gewinnung der Essenz die frischen Blüten (§ 3).

Das „Teep“ wird aus den frischen blühenden Pflanzen ohne Wurzeln hergestellt.

Dosierung:

Übliche Dosis:

15-20 g des Krautes als Abkochung oder Aufguß täglich (Bohn);

2 Teelöffel voll der Tinktur (Leclerc).

1/2 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei chronischer Nephritis:

Rp.:

Hb. Solidaginis conc. 50 (= Goldrutenkraut) D.s.: 6 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken. Preis nach Arzneitaxe 10 g -.05 RM.

Oder (nach E. Becker):

Rp.:

Hb. Solidaginis virgaureae (= Goldrutenkraut) Hb. Herniariae (= Bruchkraut) Fol. Orthosiphonis stam. aa 25 (= Indischer Nierentee) C.m.f. species. D.s.: 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa -.91 RM.

Als Diuretikum (nach Götze):

Rp.:

Hb. Solidaginis (= Goldrutenkraut) Fruct. Cynosbati aa 30 (= Hagebutten) Fol. Myrtilli 20 (= Heidelbeerblätter) Fol. Lamii albi (= Blätter der Weißen Taubnessel) Hb. Equiseti (= Schachtelhalmkraut) Stip. Spiraeae ulm. aa 10 (= Stengel des Mädesüß) D.s.: 5 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa 1.53 RM.

Bei Nieren- und Blasensteinen (nach Wittlich):

Rp.:

Hb. Solidaginis virgaur. 60 (= Goldrutenkraut) Rad. Ononidis (= Hauhechelwurzel) Fol. Betulae aa 20 (= Birkenblätter) C.m.f. species. D.s.: 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa -.76 RM.

Bei Rheuma (nach Wolf):

Rp.:

Fol. Solidaginis virgaureae (= Goldrutenblätter) Rad. Sambuci ebuli (= Attichwurzel) Fol. Betulae aa 25 (= Birkenblätter) C.m.f. species. D.s.: 3 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291. Rezepturpreis ad chart. etwa -.78 RM.

Als Diuretikum und Harndesinfiziens (nach Ripperger):

Rp.:

Fol. Uvae ursi conc. (= Bärentraubenblätter) Fol. Myrtilli conc. (= Heidelbeerblätter) Herb. Virgaureae conc. (= Goldrutenkraut) Fol. Betulae conc. aa 25 (= Birkenblätter) M.f. species. S.: 1 Eßlöffel zur Abkochung.

Äußerlich bei eiternden Wunden und Geschwüren:

Die frischen Blätter oder das getrocknete, pulverisierte Kraut werden aufgelegt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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