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Maisnarben von Zea mays, Mais, Gramineae.

Name:

Zéa máys L. Mais. Französisch: Maïs; englisch: Maize, Indian corn; dänisch: Majsar; polnisch: Wloski kukurydzowe; russisch: Kukuruznyje wolosy; ungarisch: kukorica.

Namensursprung:

Stigmata vom griechischen στγμα (stígma) = Stich, Punkt, Zeichen ist die botanische Bezeichnung der Narben. Mais kommt erst im Neuhochdeutschen vor und ist amerikanischen Ursprungs, z. B. mahis auf Haiti. Zea von ζααι, ζαι (zaiai, zeai) = bei den Griechen Bezeichnung für Triticum speltum und andere teils als Pferdefutter, teils zur Kost für die Armen benutzten Getreidearten.

Volkstümliche Bezeichnungen (für Zea Mays):

Die Bezeichnung „Türkischer Weizen“ will andeuten, daß die Pflanze keine einheimische ist, sondern aus dem Auslande stammt: Torkschen Weten (unteres Wesergebiet), Türkischer Waz, Turkenwoaz (Niederösterreich), Tirkisch Boiz, tirkisch Buoize (Krain: Gottschee), türkisch Kürn (Siebenbürgen), Türggächorn, Türggochorä (Schweiz), Türken (Tirol, Kärnten), Türggä, Türgga (Schweiz).

Botanisches:

Die einjährige 1 1/2-2 1/2 m hohe Pflanze mit markhaltigem Stengel ist nur noch als Kulturpflanze bekannt. In Mittelamerika beheimatet, hat sich ihr Anbau heute weit über die wärmere Zone der östlichen Erdhälfte verbreitet. Die Blätter sind breit lanzettlich. Die zweiblütigen männlichen Ährchen sind zu einer gipfelständigen Rispe, die einblütigen weiblichen Ährchen jedoch sind zu blattwinkelständigen, von mehreren Blattscheiden eingehüllten Blüten vereinigt. Aus den Blattscheiden, die nur am unteren und mittleren Teile des Stengels anzutreffen sind, hängen zur Blütezeit die fadenförmigen, an der Spitze zweispaltigen Narben heraus, die auch Maisgriffel, Stigmata Maydis, genannt werden. – Pflanze und Früchte geben ein vorzügliches Viehfutter. Blütezeit: Juni bis August. Verbreitungskarte vgl. bei Ustilago Maydis.

Geschichtliches und Allgemeines:

Seit der Entdeckung Amerikas ist der Anbau von Mais im südlichen Europa allgemein üblich geworden. Aus Tirol wird er von Matthiolus bereits um 1565 erwähnt. Das sehr nahrhafte Maismehl wird als Brei (dessen ausschließlicher Genuß aber Hautkrankheiten hervorrufen soll) als Kuchen und Brot verzehrt. Aus den Früchten bereiten die Einwohner Südamerikas ein geistiges Getränk, Chicha genannt.

Auf die arzneiliche Verwendung eines Maisaufgusses wies bereits der bekannte französische Pharmazeut N. Lémery (1645-1715) hin, doch geht der Gebrauch des Maisgriffels als Diuretikum nur bis zur zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zurück.

Die Maispflanze ist nach meinen Untersuchungen besonders geeignet, um die unterschiedliche Wirkung von Kunst- und Naturdünger zu demonstrieren. Die männliche Rispe feminisiert (setzt Früchte an) um so mehr, je mehr Kunstdünger Verwendung findet. Nähere Einzelheiten siehe Madaus Jahrbuch 1933 und 1935; G. Madaus, „Dtsch. med. Wochenschr.“ Nr. 41, 1935.

Wirkung

Die in den wärmeren Ländern als Mittel gegen Blasenleiden, besonders Blasenkrampf, Grieß und Harnbeschwerden geschätzten Maisgriffel (Stigmata Maydis) wurden 1879 von Castan als Sedativum und Diuretikum empfohlen. Seine Erfahrungen konnten von verschiedenen französischen Ärzten bestätigt werden, die die Droge außer bei chronischer Cystitis, Harnsäure- und Phosphaturie, auch zur Steigerung der Diurese bei Herzleiden, gegen Albuminurie und ganz allgemein als Diuretikum rühmten. Die Harnausscheidung soll in 24 Stunden verdreifacht bzw. verfünffacht werden, ohne daß Nebenerscheinungen zu befürchten sind. Ducasse bezeichnete die Maisgriffel darüber hinaus noch als die sicherste Arznei, um die Schmerzen bei chronischer Cystitis und Nephrolithiasis zu mildern und als das beste Vorbeugungsmittel gegen Harngrieß.

Nach Freise sind sie nicht nur ein beachtenswertes Diuretikum, sondern auch ein unschädliches, sehr wirksames Abmagerungs- und Entfettungsmittel. Als wichtigste Inhaltsstoffe gibt er an: 1,85-2,55% fettes Öl, 0,08-0,12% ätherisches Öl, 2,65-3,80% gummiartige Stoffe, 2,25-2,78% Harz, bis zu 0,05% Spuren eines Alkaloids, 0,80-1,15% glukosidischen Bitterstoff, 2,25-3,18% Saponine. Der Verf. schreibt die energische diuretische Wirkung in erster Linie der Gummisubstanz bzw. deren Abbauprodukten (Xylose) durch die Magensäure zu. Beim Lagern der Droge, namentlich bei nicht genügendem Trocknen, nimmt die diuretische Wirkung ziemlich schnell ab und macht einer purgierenden Wirkung Platz.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Stigmata Maydis werden bei Herzwassersucht, Ödemen mit ungenügender Harnabsonderung und bei Erkrankungen der Harnorgane mit Neigung zu Sedimenten und Steinbildung geschätzt. Im einzelnen gibt man das Mittel bei Cystitis, Pyelitis, Lithiasis, organischen Herzleiden mit Ödemen mit ungenügender Harnabsonderung und Oligurie, ferner vereinzelt bei Gicht, Rheuma und Gonorrhöe.

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Gewinnung der Arzneien werden die vor der Bestäubung gesammelten Griffel und Narben verwendet.

Das HAB. schreibt die frischen Maisnarben zur Gewinnung der homöopathischen Urtinktur vor. Aus diesen wird auch das „Teep“ hergestellt.

In bezug auf die Ernte wirkt nach Freise das Abschneiden des Maiskolbens mit den Griffeln und das 24-48 Stunden bei mäßiger Luftwärme erfolgende Trocknen günstiger auf die Erhaltung der Inhaltsstoffe, als das Ausschneiden der Griffel aus den am Stengel belassenen Kolben; die Kolben sollten zwischen dem dritten und fünften Tage nach dem Erscheinen der Griffel abgenommen werden. (Eine gut gediehene Maisstaude liefert je Kolben etwa 4 g Griffel – frisch gewogen – oder insgesamt etwa 40 g.)

Stigmata Maydis sind offizinell in Frankreich, Spanien, Portugal, Schweiz und in den Vereinigten Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Stigmata Maydis.)

In der Homöopathie:

Ungebräuchlich.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Harnbeschwerden und Blasengrieß (Gall.):

Rp.:

Extr. Stigmat. Maydis 1 Sirupi simplicis 99 M.d.s.: Teelöffelweise.

Als Diuretikum: Wildunger Tee.

Vgl. Rezeptvorschriften bei Equisetum arvense S. 1278.

Bei Cystitis, Hydrops und Harnbeschwerden (nach Asmus):

Rp.:

Stigmatum Maydis 5 (= Maisgriffel) D.s.: Zum Infus mit 100,0 (etwa 1 Tasse) Wasser. Dreistündlich 1 Eßlöffel voll.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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