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Abendländischer Lebensbaum, Cupressaceae.

Name:

Thuja occidentális L. Abendländischer Lebensbaum. Französisch: Thuya; englisch: American Arbor vitae; dänisch: Livsträ; italienisch: Thuia; norwegisch: Tuja; polnisch: Tuja; russisch: Tuja; schwedisch: Livsträd; tschechisch: Zerav západní.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Sibirien. In Europa vielfach angebaut.

Namensursprung:

Der schon von Theophrast vermutlich für Thuja orientalis gebrauchte Gattungsname wird vom griechischen θω (thyo) = opfern abgeleitet, weil das wohlriechende Holz bei Opfern verbrannt wurde.

Botanisches:

Der bis 20 m hohe, in Nordamerika heimische Baum zeigt schmalen, pyramidalen Wuchs und wird in Europa vielfach angepflanzt. Ich fand ihn im feuchten Grunde des Niagarafalles ganz in der Nähe des Kataraktes. Die Äste sind waagerecht verzweigt (zum Unterschied von Th. orientalis). Die Blätter sind schuppenförmig und kreuzweise gegenständig. Sie sind an den Kanten der Äste gekielt, während die auf den Flächen der Äste stehenden Blätter auf dem Rücken einen Drüsenhöcker haben. Die Blüten sind einhäusig, die männlichen kugelig. Die Frucht ist ein zuletzt sich öffnender, kleiner, länglicher Zapfen, dessen zehn bis zwölf Fruchtschuppen bei der Reife fast lederartíg sind. Die Samen sind ringsum geflügelt. Blütezeit: April bis Mai.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die grünen Zweige waren früher unter dem Namen Ramuli arboris vitae als schweiß- und harntreibendes Mittel offizinell. In Deutschland und Österreich wird der Lebensbaum vom Volke oft als Abortivum benutzt. Auch bei den Slowaken trinken die Mädchen zu diesem Zwecke einen Absud der Zweige. Gmelin berichtet, daß die Indianer von Nordamerika aus den jungen Trieben eine Salbe gegen Gelenkschmerzen herstellen. In der Veterinärheilkunde hat man mit der Droge gute Erfolge bei Rotz und Mauke gehabt.

Wirkung

In ihrer Heimat wird die Pflanze als Diaphoretikum, Diuretikum, Antisyphilitikum und -rheumatikum, Adstringens und Styptikum angewandt, in Europa diente sie als Heilmittel bei Febris intermittens und Hydrops, ulzerösen Hautaffektionen, als Emmenagogum und mißbräuchlich als Abortivum. Nach Schulz wird die Thujatinktur zum Vertreiben von Papillomen, Warzen und spitzen Kondylomen benutzt.

Sicard und Larue sahen gute Erfolge von Thuja-Injektionen in die Warzenbasis.

In China wird die Species Thuja orientalis gegen Blutsturz, Epistaxis und Hämaturie verwendet.

Die homöopathische Schule gebraucht Thuja u. a. bei chronischem Tripper, Lues, Rheuma, Impfschäden, Grippeneuralgien und kankeröser Dyskrasie.

Wizenmann bezeichnet Thuja als Hauptmittel für erworbene konstitutionelle Schädigung durch Pocken und Impfvergiftung, bei allgemeiner Säfteverderbnis.

Der wirksame Bestandteil der Thuja ist das thujon- und pinipikrinhaltige ätherische Öl. Die Wirkung gleicht daher vielfach der durch Sabina hervorgerufenen.

Bei Vergiftung infolge Gebrauchs des Mittels als Abortivum kam es zu tiefem Koma, erhöhtem Blutdruck, motorischen Reizerscheinungen, Vomitus, Diarrhöe, Erhöhung der Temperatur und der Pulszahl, Bronchopneumonie, Lungenödem und tonisch-klonischen Krämpfen. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu schweren Stoffwechselstörungen, insbesondere gelber, akuter Leberatrophie.

Bei Idiosynkrasie kann Thuja hautreizend wirken.

Vergiftungen mit Thuja haben in einigen Fällen auch zum Tode geführt. So hatte ein 22jähriges Mädchen, um Abort herbeizuführen, einige Wochen den Aufguß der Thujazweige zu sich genommen. Da der erwünschte Erfolg nicht eintrat, machte es sich eine Vaginalspülung mit dem Tee, worauf Bewußtseinsverlust, Krämpfe und nach zwei Tagen der Tod erfolgte. Bei der Obduktion wurde eine beginnende doppelseitige Lungenentzündung festgestellt, ferner Blutungen im Herzfleisch, degenerative Veränderungen (trübe Schwellung) der großen drüsigen Organe, Entzündung der Magendarmschleimhaut mit Blutungen, Milzinfarkt (?), intakte Schwangerschaft am Ende des dritten Monats. Besonders hervorzuheben ist die fettige Degeneration der Leber und Nieren, die als bekannte Symptome einer subakuten Thujavergiftung gelten. Jungmichel ist der Ansicht, daß dieser Fall aufs neue bestätigt, daß Thuja kein spezifisches Abtreibungsmittel ist, da trotz der schweren Vergiftung die Frucht in keiner Weise geschädigt wurde.

Die Behandlung der Vergiftungen ähnelt derjenigen mit Sabina. Nach Geßner wären gegen die Stoffwechselstörungen Traubenzucker intravenös und Insulin zu versuchen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Thuja occidentalis wird in Form einer Salbe oder als Einreibung der Tinktur bei Gelenkschmerzen, Arthritis urica, Muskelrheumatismus, Hexenschuß angewandt. In Pulverform oder als Tinktur wird Thuja ähnlich wie Sabina gegen spitze Kondylome gebraucht, doch ist die Wirkung hier besonders in Tinkturform sehr unsicher. Am besten eignet sich die Thuja hier zur Nachbehandlung nach vorhergehender Ätzung. Beliebt ist die Anwendung von Thujatinktur auf Warzen. (Die Anwendung scheint hier homöopathisch zu sein, denn Langhans, Karlsbad, beobachtete nach innerlicher Darreichung von Thuja „Teep“ D 2 ein universelles Auftreten von kleinen Warzen am ganzen Körper.

In der Homöopathie wird seit Hahnemann Thuja gegen Gonorrhöe innerlich angewendet, doch sind auch hier die Erfolge nicht eindeutig. Weiter gibt man es bei Polypen und endlich auch bei Impfschäden.

Angewandter Pflanzenteil:

Die Angaben bei allen Autoren (Clarus, Kobert, Dragendorff, Zörnig, Schmidt, Schulz und Thoms) lauten auf Summitates oder Frondes Thujae. Das HAB. schreibt vor, die frischen, zu Beginn der Blüte gesammelten Zweigemit den Blättern zu verwenden (§ 3). Frische Zweige mit den Blättern einheimischer Bäume werden zur Gewinnung des „Teep“ benutzt.

Herba Thujae ist offizinell in Portugal.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Zweigspitzen.)

In der Homöopathie:

bei Gonorrhöe Ø, sonst höhere Verdünnungen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch dürfen größere Dosen nur unter Vorsicht verordnet werden.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938

Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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