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Indisches Brennkraut, Euphorbiaceae.

Name:

Acalýpha indica L. Indisches Brennkraut. Französisch: Acalyphe, ortie de l’Inde; englisch: Indian acalypha, Indian nettle; tschechisch: Palnice indická.

Verbreitungsgebiet

Ostindien, Äthiopien

Namensursprung:

Acalypha, der von Hippokrates für die Nessel gebrauchte Name, wurde später wegen der nesselähnlichen Blätter auf unsere Gattung übertragen.

Botanisches:

Vorkommen: Heißeste Gegenden Indiens einschließlich Ceylons. Acalypha indica ist ein 1/2 m hohes Kraut mit stielrundem, ästigem, beblättertem Stengel. Die gestielten, eiförmigen Blätter sind zugespitzt, dreinervig, gesägt, mit pfriemlichen Nebenblättern. Die unscheinbaren Blüten stehen in achselständigen Ähren, die etwa so lang wie die Blätter sind. Kelch der männlichen Blüten vierteilig, der weiblichen dreiteilig. Früchte dreikantig, grünlich, feinbehaart, Samen rundlich, dunkelbraun. Die Blätter sind bei schwüler, trockener Witterung mit kalkhaltigen, ausgeschwitzten, schnell trocknenden, kleinen, weißen Kügelchen bedeckt. Die Pflanze blüht in ihrer Heimat das ganze Jahr hindurch.

Geschichtliches und Allgemeines:

Tonnere aus Calcutta scheint der erste gewesen zu sein, welcher die Aufmerksamkeit der Ärzte auf die Verwendung der Acalypha indica in der Medizin, besonders bei Hämorrhagien der Lunge, lenkte. Er hatte die Pflanze von einem Eingeborenen als Mittel gegen Gelbsucht empfohlen bekommen und versuchte sie mit gutem Erfolge bei einer Hämoptyse, bei der alle anderen homöopathischen Medizinen versagt hatten. Auch Professor Jones von der Universität von Michigan empfahl die Droge bei Hämorrhagien aller Art.

Wirkung

In seiner ostindischen Heimat wird das Kraut als Purgans, Anthelmintikum, gegen Flechten und Ausschlag angewandt.

Als Anthelmintikum ist es nach Chopra und Chandler allerdings völlig wirkungslos. Nach ihnen wird es auch im Volke als Brechmittel gebraucht.

Die englische Medizin gebraucht es gleichfalls als Anthelmintikum und Laxans, vorwiegend aber als Ersatz der Ipecacuanha, denn die Pflanze wirkt expektorierend und in größeren Dosen als Emetikum.

K. N. Bose und Chatterjee rühmen es in homöopathischen Dosen als hervorragendes Mittel bei Hämoptysis, das sich in schweren Fällen bewährt hat. Letzterer berichtet außerdem von Erfolgen bei Darmblutungen.

Auch Haehl erzielte mit Acalypha in zahlreichen Fällen von Tuberkuloseblutungen Erfolge. Er bevorzugt das Mittel vor Millefolium bei dunklen, venösen Blutungen und verordnet es in der 1.-3. Verdünnung. Nach Schmidt wird Acalypha auch gegen Tussis sicca gebraucht.

Auf die Magendarmschleimhaut wirkt sie reizend.

Acalypha enthält das Alkaloid Acalyphin, ferner flüchtiges Öl und Gerbsäure. Saponin konnte nicht nachgewiesen werden.

Acalypha wirkt in vitro beschleunigend auf die Blutgerinnung, was vielleicht auch z. T. auf ihren hohen Kalkgehalt zurückzuführen ist. Bei einer normalen Gerinnungszeit des Blutes ohne Zusatz von 22 Minuten verkürzt sich diese Gerinnungszeit wie folgt:

Zu 1 ccm Blut waren zugesetzt:

Succus recens

Acalyphae indicae

Acalyphae miltonianae

Kontrolle

Die zum Vergleich herangezogene Acalypha miltoniana zeigt sich bedeutend geringer wirksam als Acalypha indica.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Acalypha indica wird in homöopathischen Dosen bei Hämoptoe+) verordnet. Vor der Verwendung in größeren Dosen als Expektorans bei Tuberkulosekranken wird gewarnt, da der Versuch der Sekretgewinnung bei solchen Schwerkranken sich ganz allgemein als nachteilig erwiesen hat. Als Wechselmittel werden Hamamelis und Arnica bevorzugt.

+) Beispiel für die Anwendung:

(Nach E. Haehl, „Fortschritte der Medizin“ 1936, S. 324.)

Aus der Praxis meines Vaters (Richard Haehl) ist mir noch ein Fall bekannt, der mit Acalypha indica erfolgreich angegangen wurde. Im Sommer 1927 erkrankte die damals 38jährige ledige Patientin, Fräulein C., an einer rechtsseitigen offenen Lungentuberkulose. In Höhe der rechten Lunge entwickelte sich eine etwa apfelsinengroße Kaverne. Die Patientin hatte wegen ihrer Temperatursteigerungen, ihrer Rasselgeräusche und einer rechtsseitigen Pleuritis Ferr. phosph. D 6 und Bryonia D 2 erhalten. Mitten in der Nacht, es war Ende September, erbrach die Patientin Blut, etwa 50 ccm. Auch am Morgen erbrach sie noch Blut. Wir setzten damals wegen des dunkelfarbigen Blutes und der brennenden Schmerzen auf der Brust Acalypha indica D 1, dreistündlich 5 Tropfen ein. Die Blutungen hörten schon am Nachmittage auf und kehrten nicht wieder. Die Patientin erlag ein halbes Jahr später der schweren progredient verlaufenden Erkrankung.

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Herstellung der wirksamen Präparate wird auf Grund der in der Literatur über die Pflanze enthaltenen Angaben die zur Blütezeit gesammelte frische Pflanze mit Wurzel benützt. Ebenso werden auch das „Teep“ und die homöopathische Urtinktur (§ 3) hergestellt.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,3-1,8 g des Extraktes (Brit. Pharm. Cod.);

1,8-7,5 g der Tinktur (Brit. Pharm. Cod.).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ vier- bis sechsmal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Hb. Acalyphae c. rad. eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Hb. Acalyphae c. rad.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreistündlich 5 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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