Inhalt
Bücher und mehr
Hier können Sie uns unterstützen:

Spende

Melonenbaum, Caricaceae.

Name:

Cárica papaýa L. (= Papaya vulgaris DC., = Papaya sativa Tussac). Melonenbaum, Papaya- oder Mamabaum. Französisch: Papayer; englisch: Common Papaw.

Namensursprung:

Carica = karisch, d. h. aus Karien in Kleinasien stammend oder von Carica = Feige wegen der Ähnlichkeit der Frucht mit dieser; papaya ist dem karibischen Worte Ababai oder Mabai = Melonenbaum entlehnt.

Verbreitungsgebiet

Kulfiviert außerdem in den Tropen Asiens und Afrikas.

Botanisches:

Der 4-6 m hohe Baum soll nach Solms, Lauterbach, ursprünglich in Südamerika, nach van Oostersee dagegen auch in Indien heimisch sein. Heute wird er in der ganzen Tropenwelt bis 30° nördl. und südl. Breite kultiviert. Der rasch wachsende, meist unverästelte Baum hat nur eine Lebensdauer von etwa drei bis fünf Jahren. Der fleischig-holzige Stamm trägt einen Schopf von großen, an ungefähr 90 cm langen Stielen sitzenden, handförmigen, fünf- bis siebenteiligen Laubblättern, die denen des Ricinusbaumes ähneln. Die männlichen und weiblichen gelblich-weißen Blütenstände des in der Kultur streng zweihäusigen Baumes sind ganz verschieden. Während die männlichen Blütenstände aus reich verzweigten Rispen mit kleinen Blüten bestehen, sitzen die weiblichen Blüten fast stiellos in den Blattachseln am Stamme. Die Bestäubung geschieht in der Nacht durch Schmetterlinge oder Honigvögel. Die eßbaren Früchte sind etwa 30 cm lang und 15 cm dick und können ein Gewicht von 2-5 kg erreichen. Sie enthalten schwarze, pfeffernußgroße Kerne. Alle Teile des Baumes enthalten einen Milchsaft. Eine Frucht liefert ungefähr 33 g Milchsaft mit 20% Trockensubstanz.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Angaben, nach denen der Baum erst nach der Entdeckung Amerikas in China und Ostindien eingeführt worden sein soll, widersprechen der Tatsache, daß er schon in den alten chinesischen Geschichtsbüchern Erwähnung findet. Wie Darwin berichtet, benutzen die Indianer seit langer Zeit die Blätter zum Einhüllen von Fleisch, um es mürbe und schmackhaft zu machen. Der Saft wird zum Gerinnen der Milch gebraucht. Auf die medizinischen Eigenschaften von Carica papaya machte zuerst Pockolt im Jahre 1868 aufmerksam. Über die Verwendung des Papayabaumes, insbesondere über die Gewinnung und Verwertung des Papains, vgl. die 160 Seiten starke Monographie von Hofstede.

Wirkung

In ihrer Heimat werden die Blätter als Heilmittel gegen Beri-Beri, als Vermifugum und Laxans verwendet, während die Wurzel gegen Nieren- und Blasenleiden und der Milchsaft in Ostindien gegen Hautkrankheiten gebraucht wird.

In Indien ist die Anwendung der Carica papaya außerordentlich beliebt. Äußerlich wendet man den Milchsaft auf Brandwunden an. Geschieht dieses sofort, sollen keine Blasen entstehen und die Schmerzen verschwinden gleich. Der Carica papaya-Saft darf aber nicht in die Augen kommen, weil dadurch u. U. Blindheit auftreten kann. Bei Diphtherie pinselt man die Kehle mit dem Milchsaft aus. Bei englischer Krankheit reibt man die unteren Gliedmaßen mit einem alkoholischen Wurzelauszug der Carica papaya ein. Zum Einreiben bei Gelenkschmerzen hat man folgendes Rezept: Man füllt eine Weinflasche bis zur Hälfte mit Wurzelstückchen der Carica papaya, fügt einen Eßlöffel Kochsalz und zwei Löffel Eucalyptus alba-öl zu, füllt dann die Flasche mit Branntwein und läßt sie zehn Tage gut verschlossen in der Sonne stehen. Abends vor dem Schlafengehen werden die schmerzenden Stellen eingerieben. Dieses Öl wird auch gerne bei Muskelschwäche und besonders auch zum Einreiben der Muskeln von Wöchnerinnen und allgemein als Massageöl angewendet. Besonders erwähnt wird auch die Muskellähmung nach einem Schlaganfall. Endlich wird der Milchsaft von Carica zum Bestreichen von Warzen angewendet. Wenn das nicht hilft, so bindet man ein Stück Rinde 24 Stunden auf die Warze, dann sollen die Warzen auch in besonders hartnäckigen Fällen verschwinden. Innerlich wendet man die Blumen der Carica papaya in Milch und Butter gedämpft als eßluststeigerndes Mittel an. Die reifen Früchte läßt man bei Mastdarmentzündung, Magenerkrankungen und überhaupt zur Förderung der Verdauung anwenden. Der Milchsaft wird likörglasweise mit ebensoviel Wasser verdünnt bei Madenwürmern und auch bei Darmkolik und Schleimabsonderungen des Darms gegeben. Da der Milchsaft an und für sich nicht abführend wirkt, gibt man zum Vertreiben von Madenwürmern am nächsten Tage Eukalyptusöl. Rohe, junge Blätter, mit Salz zerstampft, mit Wasser vermengt, werden bleichen und mageren Kindern zur Steigerung der Eßlust gegeben. Auch wird aus jungen Blättern ein Gemüse gekocht, das gallentreibend wirken soll. Die Blätter gelten als fieberabwehrend, leberreinigend und man gibt sie bei den verschiedensten Fiebern, wie Kindbettfieber, Malaria, bei unregelmäßigem Stuhlgang der Kinder. Der rohe Blättersaft und auch die rohen Blätter selbst gelten, wenn sie noch ganz hellgrün sind, als wirksam bei Fluor albus. Besonders gern wird in solchem Falle ein Salzwasserauszug der jungen Blätter getrunken, und zwar 15 Tage hintereinander. Auch die Wurzeln werden verwendet und zwar gegen Madenwürmer. Man kocht zu diesem Zwecke ein fingerlanges Stück der Wurzel mit einer Knoblauchzwiebel in etwa 225 g Wasser. Die Flüssigkeit wird zur Hälfte eingedickt, die Dosis wird täglich in zwei Hälften mit etwas Milch eingenommen. Das Kind darf während der Kur nur wenig essen. Von diesem Baum werden sämtliche Teile verwendet, so auch die Rinde. Ein Stück Rinde, etwa 5 cm im Quadrat, wird mit Orthosiphon grandiflorus (eine Handvoll Blätter) mit 450 g Wasser aufgesetzt und zur Hälfte eingekocht. Dieser Aufguß heilt die schmerzhaft quälende Fußgicht völlig. Auch bei Syphilis wird ein Rindenaufguß likörglasweise verordnet. Bei Fieber infolge von Erkältung soll eine äußere Einreibung eines Auszuges fein zerstampfter Samenkörner mit Essig schweißtreibend wirken.

In allen Teilen des Baumes finden sich anastomosierende, gegliederte Milchsaftschläuche mit einem weißen Milchsaft, der bitter schmeckt, Entzündungen des Darmkanals hervorrufen kann und als Anthelmintikum dient. Er enthält als wirksame Substanz ein proteolytisches Enzym Papain (Papayotin), ferner Äpfelsäure, Ca-Malat, Fett, Eiweiß, Wachs, Harz und Zucker. Die Blätter enthalten außerdem u. a. noch das Glykosid Carposid und das Alkaloid Carpein (letzteres besonders in den jungen Blättern – 0,25% -, während in der Rinde, in den Samen und Wurzeln nur Spuren davon zu finden sind). Das Papain oder Papayotin besitzt die Eigenschaft, Eiweiß sowohl in schwach saurer, wie in alkalischer und neutraler Lösung zu verdauen und bis zu den Aminosäuren abzubauen. Auch die physiologische Fettspaltung wird unterstützt. Man hat es zur langsamen Zerstörung von pathologischen Gebilden und in gleicher Weise – nur seltener – wie das Trypsin und Pepsin -, also bei Dyspepsien, wo eine Störung der Magensaftsekretion vermutet wird, gebraucht.

Nach Unna eignen sich die Pankreatin- bzw. Papayotin+Borax-Verdauungen besser für besondere Fälle wie Karzinome und Leprome, während Pepsin als universelles Verdauungspräparat in erster Linie in Betracht kommt.

Auch Branch empfahl als Ersatz für das Pepsin das Papain zur Behandlung von Krebsgeschwüren. Durch Injektion einer Papainemulsion (0,6 g mit 6 Tropfen kaltem Wasser), die alle 2-4 Wochen wiederholt wurde, sollen die Tumoren zerfallen und die klinischen Symptome gebessert worden sein. Äußerlich wird Papain in 5%iger wäßriger Lösung zur Beseitigung diphtherischer Exsudate auf den Mandeln angewandt.

Nach Rost-Klemperer hat sich das Papain aber praktisch nicht bewährt und wird kaum noch angewandt.

Das von Greshoff entdeckte Carpain wurde von ihm als nicht sehr giftiges Alkaloid, das eine ausgesprochene Herzwirkung zeigt und die Herztätigkeit verlangsamt, beschrieben. Auch nach Linde handelt es sich bei Carpain um ein Herzgift, das Pulsverlangsamung und diastolischen Herzstillstand verursacht. Es lähmt die quergestreifte Muskulatur, hat aber keinen Einfluß auf die elektrische Reizbarkeit der Nerven. Die letale Dosis beträgt für Warmblüter 0,16 g pro kg Körpergewicht. Rümke reiht das Carpain, ebenso wie Spartein, unter die Kardiostatika ein.

Die Wertbestimmung der Zubereitungen aus Carica papaya erfolgt zur Zeit durch Bestimmung des Senföles. Dieses liegt in Form eines sinigrinähnlichen Glykosids vor. In der homöopathischen Urtinktur wurde im Destillat eine Silberzahl von 0,030-0,047 gefunden. Der Gehalt an Senföl ist also nicht übermäßig groß.

Anwendung:

Carica papaya kann bei Dyspepsien, die auf gestörter Magensaftsekretion beruhen, Achylie, Anazidität und bei Erkrankungen der Gallenwege angewandt werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Ich empfehle zur Herstellung der Arzneimittel die frischen, jungen Blätter zu verwenden, aus denen auch das „Teep“ hergestellt wird. Die homöopathische Essenz nach dem HAB. hat den gleichen Ausgangsstoff (§ 3).

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,1-0,5 g Papayotin (Hager).

2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich bei jeder Mahlzeit.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Caricae.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

_____________________________________
Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen