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Goldregen, Leguminosae.

Name:

Cýtisus labúrnum L. (= Laburnum anagyroides Medikus, = Laburnum vulgare Grisebach, L. laburnum Voss, = Genista laburnum Krause). Gemeiner Goldregen, Bohnenbaum. Französisch: Aubour, cytise, cytise, faux ébénier, bois de lièvre; englisch: Golden chain, pea-tree, bean-trefoil; italienisch: Avorniello, citiso, maggio ciondolo, maggiciondolo, ciondolo, brendoli; dänisch: Gullregn; polnisch: Szczodrzeniec; russisch: Rakitnik; schwedisch: Gullregn; tschechisch: čilimnik odvislý, zlatý dešt; ungarisch: Aranyesö.

Verbreitungsgebiet

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Namensursprung:

Cytisus, griechisch χτισος (kytisos), soll nach Plinius angeblich von einer Insel Kythisos herrühren und bezeichnete bei den Römern und Griechen nur Medicago arborea. Laburnum ist der Name der Pflanze bei Plinius. Die heutigen romanischen Namen der Pflanze, wie italienisch Avorniello, französisch Aubour usw. sollen sich nach Hegi vom lateinischen alburnum, Name des Splintholzes bei Plinius, ableiten; anagyroides wegen der Ähnlichkeit mit Anagyris foetida (Stinkstrauch). Der auch volkstümliche Name Goldregen ist unter Hinweis auf die goldgelbe Farbe der Blütentrauben entstanden; der Name Bohnenbaum kennzeichnet die bohnenähnlichen Früchte.

Botanisches:

Der Goldregen, meist von strauchigem aber auch von baumartigem Wuchse, kann 7 m hoch werden. Er hat rutenförmige Zweige. Die Blätter sind dreizählig (klee!X! ähnlich), langgestielt. Die Blättchen, die auf der Unterseite durch angedrückte Seidenhaare graugrün erscheinen, sind elliptisch. Die ansehnlichen goldgelben Schmetterlingsblüten bilden hängende, reichblütige Trauben. Als Zierstrauch ist der Goldregen sehr beliebt, doch verwildert er auch. Der Strauch wächst zunächst sehr rasch, wird aber selten älter als 20-30 Jahre. Trockene und sonnige Hänge mit Kalkuntergrund liebt er besonders. Grüne Früchte, Samen und Rinde sind sehr giftig. Blütezeit: Mai bis Juni.

Seine Heimat ist Süd- und Südosteuropa. Er kommt aber schon in Süddeutschland wild vor.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Blätter des Cytisus laburnum waren früher als Folia Laburni offizinell und dienten als zerteilendes, schleimlösendes und purgierendes Mittel. Durch den Genuß der Blüten und Samen oder der Milch von Ziegen, die Goldregen gefressen hatten, sollen Vergiftungen besonders bei Kindern beobachtet worden sein. Das Laub soll für Pferde schädlich sein, wird dagegen von Schafen und Hasen gern gefressen. Das harte Holz wird viel zu Drechsler- und Schreiner-arbeiten verwendet.

Wirkung

Als „Gewant bonen“ wird der Goldregen als Bohnenbaum von Bock nur erwähnt, während

Matthiolus ihn ausführlicher beschreibt, ihn aber zu Anagyris rechnet. Man weiß daher nicht, ob die von ihm angegebene emmenagoge, geburtserleichternde, schweres Atmen und Kopfweh lindernde und äußerlich geschwulstzerteilende Kraft auch dem Cytisus laburnum oder nur der Anagyris zukommt.

v. Haller berichtet, daß die Samen von den Alten als Brechmittel gegeben wurden, aber „ingemein heftig“ angriffen.

Das Extraktum Cytisi wurde früher bei Neuralgien und Asthma angewandt. Im Kriege wurden aus Cytisus-Blättern hergestellte Zigarren als Tabakersatz versucht. Bei Nichtrauchern erzeugten sie dieselbe Übelkeit wie echte Zigarren, während an Tabak gewöhnte Menschen kein Unbehagen verspürten. Geßner schließt daraus, daß durch die Tabakgewöhnung gleichzeitig eine gesteigerte Widerstandskraft gegen Cytisin zustandezukommen scheint. Nach Fröhner sind Ziegen gegen das Gift des Goldregens sehr resistent. Die letale Dosis des reinen Alkaloids beträgt für dieses Tier 0,3 g. Das im Goldregen enthaltene Alkaloid Cytisin schließt sich in seinen Wirkungen eng an das Nikotin an, das heißt, es gehört zu den Substanzen, die eine zunächst erregende, dann lähmende Wirkung auf die Synapsen besitzen. Man hat früher die blutdrucksteigernde Wirkung auf eine primäre Reizung des Vasomotorenzentrums bezogen. Dale und Laidlow konnten sie auf eine Erregung der sympathischen peripheren Neurone zurückführen, der dann eine Lähmung folgt. Weiterhin lähmt das Cytisin die motorischen Nervenendigungen. Dazu kommt eine deutliche zentral lähmende Wirkung, die sich vor allem am Atemzentrum äußert. Entsprechend seiner Wirkung auf die Synapsen besitzt das Cytisin Wirkungen an den verschiedensten vegetativ innervierten Organen.

Anitschkow fand, daß gleich anderen nikotinähnlichen „ganglionären“ Giften Cytisin eine elektive Wirkung auf die chemischen Rezeptoren des Carotissinus ausübt und daß nur relativ starke Dosen eine direkte Erregung des Atemzentrums hervorrufen.

Prévost und Binnet konstatierten bei diesem Alkaloid eine emetische Wirkung. Nach Streng hat das Cytisin auf die Herzkontraktionen keinen Einfluß. Äußerlich verursacht es nach Aubert Reizerscheinungen mit anschließender Lähmung der Schweißsekretion.

Nach Vergiftung mit Cytisus beobachtete man Nausea, Erbrechen, Salivation, Konvulsionen, Krämpfe, Herzklopfen, Zyanose, Anästhesie, Koma, Entleerung blutig-schleimiger Stühle, Anurie, Hyperämie des Kopfes, Blutleere und entzündliche Affektionen des Verdauungskanals, Hyperämie und Blutungen in der Niere.

Goldregenvergiftungen sind früher häufig gewesen. Radziwillowicz hat 1888 131 Vergiftungen mit fünf Todesfällen aus der Literatur zusammengestellt. Die Literatur der Jahre 1900-1910 enthält eine Reihe ausführlicher Berichte.

Der Tod tritt wie nach Nikotin gewöhnlich nach 1-9 Stunden, manchmal erst nach Tagen ein. Die Prognose ist nach Geßner für Erwachsene günstiger als für Kinder. Behandlung wie bei Nikotinvergiftung.

Die Injektion des Extraktes einer japanischen Cytisus-Art rief zunächst Blutdrucksteigerung, dann dauernde Senkung hervor, ferner Erregung des Uterusmuskels.

Identisch mit dem Cytisin ist das Baptitoxin aus der Wurzel von Baptisia tinctoria R. Br., das Sophorin aus verschiedenen Sophora-Arten und das Ulexin aus dem Samen von Ulex europaeus. Es ist auch enthalten in den Samen von Sarothamnus scoparius, Genista tinctoria u. a.

Nach Fröhner wurde Cytisin. hydrochloricum zur Therapie der paralytischen Form von Migräne in der Dosis von 3-5 mg verwendet.

Für die gleiche Indikation gebrauchte Brestowski das Cytisin. nitricum, und zwar subkutan.

Kraepelin empfahl die Medikation von 0,003-0,005 g Cytisin. nitricum bei Migräneanfällen mit starker Gefäßerweiterung. Er behandelte mit Erfolg vier Fälle von Dementia paralytica subkutan in der Dosis von 5 mg und in einem Fall von Melancholie und in einem anderen von hysterischen Muskelkontraktionen. Er rät, mit 1 mg zu beginnen und dann die Dosis langsam zu erhöhen. Die Maximaldosis ist nach ihm 0,01 g.

Marmé glaubt Cytisin bei chronischer Arsenikvergiftung empfehlen zu können, die sich in einer Hyperämie der Gefäße des Intestinalapparates zeigen.

Scott Gray lobt es bei Gallenerbrechen und gegen Hyperemesis gravidarum, ferner als Dekokt bei Leberbeschwerden, Asthma und Dyspnoe.

In der Homöopathie wird Cytisus nach Clarke bei Konvulsionen, Augenleiden, Hydrocephalus und Vertigo angewandt.

In den Samen findet sich außerdem Cholin, dagegen fehlen Betain und Asparagin. Samen und Blätter enthalten ferner das Enzym Urease. Neben dem Cytisin konnte in der Rinde auch Pectin gefunden werden, und in den Blüten Peroxydase.

Angewandter Pflanzenteil:

Matthiolus erwähnt Samen und Blätter, unterscheidet aber nicht deutlich zwischen Cytisus laburnum und Anagyris.

v. Haller erwähnt die frühere Verwendung der Samen als Brechmittel.

Nach Geiger waren die Blätter, Folia Laburni, offizinell, er nennt aber auch die abführende Wirkung der Samen.

Wie Geßner und Kobert schreiben, ist in den reifen Samen der Gehalt an Cytisin am stärksten.

Für den geeignetsten Ausgangsstoff für die Zubereitungen halte ich auf Grund ihres höheren Gehaltes an Cytisin die Samen (etwa 1,6-3% Cytisin). Demgemäß wird auch das „Teep“ aus den reifen im Spätsommer gesammelten Samen hergestellt. Das HAB. nennt die frischen Blüten und Blätter zu gleichen Teilen (§ 2).

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ zwei- bis dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,0025 g Sem. Cytisi lab. = 0,05 mg Cytisin.)

In der Homöopathie:

dil D 4.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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