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Yamswurzel, Dioscoreae.

Name:

Dioscoréa villósa L. Yamswurzel. Französisch: Igname sauvage; englisch: Wild Yam, colic root, devil’s bones, hairy yam, rheumatism root; dänisch: Yamsrödder, Kinesische Kartofler; tschechisch: Yam.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Der Gattungsname Dioscorea ist nach dem griechischen Arzte Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.), dessen botanische Schriften für das Mittelalter maßgebend waren, gebildet worden; villosa = rauhhaarig.

Botanisches:

Die meist kletternden oder schlingenden Kräuter oder Sträucher der Gattung Dioscorea mit wechselständigen, pfeil-herzförmigen Blättern und unscheinbaren, regelmäßigen weißlichen oder gelblichen Blüten besitzen dicke, knollenartige Grundachsen oder Wurzeln. Sie bevorzugen gut gedüngten, torfigen Lehmboden. Dioscorea villosa ist im östlichen Nordamerika heimisch.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Yamswurzel, die – wie bei uns die Kartoffel – ein Hauptnahrungsmittel der Eingeborenen bildet, ist erst in neuerer Zeit in die Medizin eingeführt worden. Die ersten ausführlicheren Angaben über dieses Arzneimittel findet man bei Hale, „Neue Arzneimittel“.

Wirkung

Die Knolle wird in Nordamerika häufig mit gutem Erfolg gegen biliöse Koliken, Krämpfe bei Cholera, spastischem Singultus, Dysmenorrhöe und nächtlichen Pollutionen asthenischer Patienten angewandt. Sie wirkt expektorierend, diaphoretisch stimulierend auf den Intestinaltrakt und verursacht in größeren Dosen allgemeine Neuralgien mit erotischer Erregung.

In der chinesischen Medizin wird die Species Dioscorea oppositifolia gegen Spermatorrhöe angewandt. Dabei handelt es sich wohl um eine unserer Dioscorea villosa nahe verwandte Species, denn auch die Wurzelknollen dieser Art werden gegessen.

In Amerika führt die Species Dioscorea villosa auch den Namen „Rheumatism root“. Auch in Indien wird eine Species, die Kloppenburg-Versteegh als Dioscorea hispida bezeichnet, gegen Rheumatismus außerordentlich geschätzt. Sie schreibt: „Wenn Rheuma beinahe für unheilbar gehalten wird, dann ist es durch Essen von Dioscorea hispida dennoch zu heilen.“ Die Arznei gegen Rheumatismus wird auf folgende Weise aus der Wurzel zubereitet: 300 g Dioscorea hispida, 20 Stück Gewürznelken, 2 Stück Muskatnüsse und ein wenig Benzoe werden nicht zu fein gestampft und die Masse in drei Portionen geteilt. Man setzt eine solche Portion mit drei Tassen Wasser auf, läßt bis zur Hälfte einkochen und täglich zweimal je die Hälfte davon trinken. Nach drei Tagen wird das Getränk wieder frisch angerichtet und solange gegeben, bis das Leiden geheilt ist. In schweren Fällen kann man das ganze Quantum täglich auf einmal trinken. Man darf während dieser Rheumatismuskur kein Fleisch, keine sauren Speisen und keinen Knoblauch essen. Auch gegen Syphilis gilt diese Knolle als ein altbewährtes Mittel. „Während der Kur muß der Patient aber äußerst diät leben und darf nie zuvor eine Quecksilberkur angewandt haben, weil sonst die Krankheit in ganz verheerender Form neu ausbrechen würde.“ Als Säuberungsmittel tierischer Wunden benutzt man die geraspelte Wurzel.

Auch die Homöopathie macht in ähnlicher Weise von ihr Gebrauch. Stauffer hat Dioscorea oft bestens wirken sehen bei der sogenannten Angina abdominalis, Folge sowohl von nervöser Erschöpfung nach geistiger Übermüdung, als auch von Nikotinabusus. Nach ihm scheint Dioscorea das vegetative System, die großen Bauchganglien des Sympathikus spezifisch zu beeinflussen.

In Ostindien wendet man die frische Yamswurzel sowie den Saft der Blätter auch äußerlich als Arzneimittel an, die erstere gegen bösartige Geschwülste, den letzteren gegen Skorpionsstiche.

Die Wirkung der Dioscoreawurzel wird im wesentlichen bestimmt durch das harzartige Dioscorein und ein Saponin. Das in einer verwandten Pflanze, Dioscorea alata, enthaltene Saponin löst die roten Blutkörperchen schon in einer Verdünnung von 1 : 400 000 völlig auf. Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Dioscorea villosa sehr große Mengen von ausfällbarem Eiweiß von relativ starker Giftigkeit gefunden.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Man verordnet das Mittel bei Magen- und Darmkrämpfen und -koliken, der sogenannten Bauchmigräne nach Stauffer mit heftigen Schmerzen in der Nabelgegend, die sich in regelmäßigen Abständen verschlimmern, sich aber durch Geradeliegen bessern, Dysenterie, Enteritis, Flatulenz, Diarrhöen (gute Heilerfolge hatte Witzel, Wiesbaden, bei einem Arteriosklerotiker mit Frühdurchfällen), Nierenkoliken, hämorrhoidalem Tenesmus und last, not least Gallenstein-koliken. Bei Appendizitis lobt J. Schmitz folgende Behandlung: Dioscorea D 1, Bryonia D 2 und Echinacea Ø in viertel- bis halb- bis einstündlichem Wechsel zu 10 Tropfen und feuchte, heiße Kompressen. Bei Dysmenorrhöe und periodisch wiederkehrenden Unterleibs-krämpfen ist die Yamswurzel ein beachtenswertes Mittel, ebenso bei atonischen Pollutionen und geschlechtlicher Übererregbarkeit. Auch bei Impotenz wird sie genannt. Als letzte Indikationen sollen noch krampfartige rheumatische Schmerzen, Angina pectoris und Neuralgien (nach Rosenkranz, Insterburg, auch Ischias) erwähnt werden. Als Wechselmittel sind Colocynthis und Chamomilla zu empfehlen.

Angewandter Pflanzenteil:

In der Literatur wird der Gebrauch der Wurzel bzw. des Wurzelstockes genannt (Dragendorff, Potter, Clarke u. a.).

Auch das „Teep“ wird aus dem frischen Wurzelstock hergestellt, ebenso die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. (§ 3). Sammelzeit: September.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,06-0,24 g des pulverisierten Extraktes (Potter).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Rhiz. Dioscoreae villosae.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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