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Juckbohne, Leguminosae.

Name:

Dólichos prúriens L. (= Mucuna pruriens DC., = Stizolobium pruriens Pers., = Mucuna prurita Hook). Juckbohne, Kuhkrätze. Französisch: Pois à gratter pois pouillieux; englisch: Cowhage, cow-itch; tschechisch: Lablab.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Ostindien

Namensursprung:

Dolichos (auch die Bezeichnung für den Dauerlauf in den altgriechischen Kampfspielen) bedeutet lang in bezug auf die beträchtliche Höhe, die die rankenden Stengel erreichen können; pruriens vom lateinischen prurire = jucken. Mucuna ist der brasilianische Name einer anderen Species, die im Jahre 1648 von Marcgraf erwähnt wurde. Die deutschen und französischen Namen beziehen sich auf die Wirkung der Haare der Samen, die auf der Haut ein lange anhaltendes Brennen und Jucken verursachen, ebenso die englischen Namen Cowhage, cow-itch, welche aus dem Sanskrit-Wort Kapi-Kachchu = Affenkrätze entstanden sind.

Botanisches:

Die Droge stellt ein glänzendes Pulver von der Farbe blonden Haares dar und besteht aus den Endzellen der Fruchthaare von Mucuna pruriens. Dieser Tropenkosmopolit ist ein windender Halbstrauch mit dreizähligen, der gemeinen Bohne ähnlichen Blättern. Die Blättchen sind schief eiförmig und unterseits mit angedrückten, glänzenden Haaren besetzt. Die dunkelroten Schmetterlingsblüten bilden hängende Trauben. Die Hülsen sind etwa 7-12 cm lang und 1-1,2 cm breit, schwach s-förmig gekrümmt und dicht mit braunroten, borstigen Haaren bedeckt. Sie enthalten vier bis sechs ovale, glänzende braune oder schwärzliche Samen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die erste Erwähnung der Pflanze finden wir bei Parkinson unter dem Namen Phaseolus siliquâ hirsutâ (1640). Ray (Ende des 17. Jahrhunderts) bringt eine Beschreibung der Dolichos pruriens und Rheede (um 1700) bildete sie in seinem Hortus Malabaricus ab. Auch Rumph und die älteren Botaniker kannten die Droge, die 1714 sogar schon im pharmazeutischen Tarif von Nürnberg aufgeführt wird. Die Anwendung der Juckbohnen als Vermifugum stammt aus Westindien, während sie im Osten ganz unbekannt war. In England wurde die Droge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Empfehlung von Bancroft (Natural History of Guiana 1769) eingeführt und 1783 in die Pharmakopöe von Edinburg aufgenommen. – Die jungen und zarten Bohnen können als Gemüse gegessen werden.

Wirkung

Wie Chamberlain berichtet, gebrauchen die Einwohner von Guayana die Brennhaare der Dolichos, mit Sirup vermischt, gegen Spulwürmer.

Auch Aschenbrenner ist der Gebrauch gegen Askariden bekannt. Weiter berichtet er, daß das Mittel, äußerlich angewandt, mit gutem Erfolg gegen Lähmungen benutzt worden sei.

Die Fruchthaare enthalten fettsaures Öl, wahrscheinlich eine Mischung mehrerer Fettsäuren, welches im trockenen Zustande ein orangerotes Harz gibt. Die Haare machen sofort unerträgliches Jucken. Bei Enthaltung von Kratzen treten nach 5-10 Minuten Erytheme und kleine punktförmige Papeln von ödematösem Charakter, also wie Lichen urticatus oder Urticaria papulosa, auf. Meist sind aber Kratzeffekte dazwischen. Das Exanthem ist gewöhnlich lokalisiert, gelegentlich gibt es ausgebreitetere Eruptionen bei den Arbeitern, die Zuckerrohrfelder bestellen. Dabei kommen sie mit den Juckbohnen in Berührung und die Haare brechen in der Haut ab. Der Effekt ist eine Mischung von mechanischer und chemischer Einwirkung durch das Öl. Die Eruption dauert einige Stunden. Alkalische Waschungen oder Reiben mit trockener Asche bringt Erleichterung.

Nach Thoms wird die Droge, mit Fett vermischt, auch als Hautreizmittel gebraucht. Die innerliche Anwendung als Anthelmintikum kann u. U. eine gefährliche Einwirkung auf die Schleimhaut des Magens besitzen.

In der Homöopathie wird Dolichos hauptsächlich bei Pruritus, juckenden Dermatopathien, Leberschwellung mit Juckreiz und Dentitionsbeschwerden verwandt.

So beschreibt Kraft die Heilung eines Ikterus mit weißen Stühlen und starkem Juckreiz, während Sieffert Dolichos besonders bei unerträglichem Juckreiz am ganzen Körper während der Schwangerschaft lobt.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Dolichos pruriens wird in der Hauptsache in der Homöopathie bei Ikterus und Leberschwellung mit unerträglichem Juckreiz und bei Pruritus (häufig auch ohne Eruption), insbesondere Pruritus senilis, ferner bei Ekzem, Herpes, Urtikaria, Quaddeln und Ulcus cruris verordnet. Weiter wird das Mittel bei Gallenleiden, auch Gallensteinen, Eingeweidewürmern und nach Funke gegen langwierigen Husten empfohlen. Schließlich wird Dolichos noch von E. Becker bei Obstipation mit aufgetriebenem Bauch und von Gablick bei Dentitionsbeschwerden der Kinder genannt.

Als Wechselmittel bei Leber- und Gallenleiden sind u. a. Yucca, Cholesterin, Arsen. album und Fel Tauri Oligoplex angezeigt.

Angewandter Pflanzenteil:

Medizinisch sind hauptsächlich die Fruchthülsenhaare benützt worden (Geiger, Hecker, Kobert, Dragendorff usw.).

Dragendorff kennt außer der Verwendung der Fruchthülsenhaare noch die der Fruchthülse als Diuretikum und die der Wurzel gegen Cholera, Hydrops und Gicht.

Das HAB. läßt zur Bereitung der homöopathischen Urtinktur die Haare der Fruchthülsen verwenden (§ 4). Aus diesen wird auch das „Teep“ hergestellt.

Die Fruchthülsenhaare sind als Pubes Mucunae in Portugal offizinell.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 0,1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,00025 g Pub. Dolichos prurientis.)

In der Homöopathie:

dil. D 2-4.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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