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Blasentang, Phaeophyceae.

Name:

Fúcus vesiculósus L. (= Fucus quercus marina Grnd.). Blasentang, See-Eiche. Französisch: Varech vésiculeux; englisch: Sea-Kelp; dänisch: Bläretang; italienisch: Qercia marina; norwegisch: Blaeretang; polnisch: Morszczyn pecherzykowaty; schwedisch: Blåstång; tschechisch: Chalucha bublinatá.

Verbreitungsgebiet

Fast an allen Küsten Europas.

Namensursprung:

Fucus ist der schon bei den alten Römern gebrauchte Name für die Meeresbraunalgen; vesiculosus vom lateinischen vesicula = Bläschen in bezug auf die am Körper ausgebildeten Luftblasen.

Botanisches:

Der Blasentang ist eine Meerespflanze, die in der Gezeitenzone der europäischen Meere, aber auch im Stillen Ozean vorkommt. Er ist eine reich verzweigte, lederige, 1 m lange olivbraune Thalluspflanze (Thallus = Lager, die Pflanze ist nicht in Stengel und Blätter gegliedert), besitzt also keine echten Blätter, sondern einen bandartigen Körper mit gabeliger Verzweigung. Die Zweige tragen auf beiden Seiten einer Mittelrippe etwa 1 cm lange, mit Luft gefüllte Blasen, die die Schwebefähigkeit erhöhen. Die Geschlechtsorgane (Oogonien und Antheridien) stehen in Einsenkungen an der Spitze besonderer Äste. Die von den Wellen losgerissenen Pflanzen werden von der Strömung oft in großen Mengen ans Land gespült. An den Küsten der Nord- und Ostsee wird der Blasentang gesammelt. Die getrocknete Pflanze quillt im Wasser auf, wird schleimig-schlüpfrig und hat schwachen Seegeruch.

Geschichtliches und Allgemeines:

Seit dem 17. Jahrhundert wurde die verkohlte Pflanze unter dem Namen Aethiops vegetabilis gegen Kropf und Skrofeln gebraucht.

In den Küstengegenden von Schottland wird der Blasentang häufig als Düngungsmittel benützt. Die Einwohner von Gotland sollen ihn auch an das Vieh verfüttern.

Wirkung

Noch bis ins 18. Jahrhundert scheint man von der Heilkraft des Blasentangs wenig gewußt und infolgedessen seine Anwendung vernachlässigt zu haben. Erst ein Mitarbeiter Hufelands, Formey, berichtet über die erfolgreiche Verordnung von Fucus gegen Kropf und Drüsenverhärtung.

Die englische Medizin gebraucht den Blasentang zur Rückbildung glandulärer Drüsenschwellungen und als Fettsuchtsmittel, in Amerika gibt man ihn auch gegen Psoriasis.

Mit der volkstümlichen Anwendung dieses einfachen Mittels, schreibt Schulz, ließe sich bei habitueller Fettleibigkeit die gleiche Wirkung in weniger bedenklicher Art als mit dem häufig angewandten Thyreoidin erreichen. Schulz sah auch gute Erfolge von der im Volke gebräuchlichen Behandlung mit verkohltem Fucus bei Struma und Skrofulose; bei Struma beobachtete er nach anfänglich leicht zunehmender Schwellung jahrelang anhaltende Heilung.

Auch Peyer nennt den Blasentang als wirksames Unterstützungsmittel bei Adipositas, das aber infolge seines äußerst unangenehmen Geschmackes nur in kleinen Mengen am besten leicht abführenden Teegemischen zugegeben werden sollte. Auch in zwei Teegemischen gegen Kropf führt er ihn an.

Fucus wirkt alterativ und tonisierend und beeinflußt die Aktivität der Thyreoidea in höherem Maße als andere Jodpräparate.

Die Angaben über den Jodgehalt sind sehr schwankend, was sich nach Hager dadurch erklären läßt, daß nicht angegeben worden ist, ob die Zahlen auf den frischen oder lufttrocknen Tang berechnet sind, und das der Jodgehalt je nach dem Standort wechseln kann. Am größten ist der Jodgehalt im Sommer. Als durchschnittlicher Jodgehalt wird 0,5% angegeben. Schädigungen, wie Jodbasedow, sind nach der Darreichung von Fucus bisher nicht beobachtet worden. Bezüglich der Wirkung kleiner Joddosen verweise ich auf Teil II dieses Lehrbuches „Mineralien“.

Nach Frisby enthält die Asche etwa 2,5% NaJ oder rund 2% Jod, berechnet auf lufttrocknen Tang mit 22,6% Wasser oder 3,3% NaJ. oder 2,8% Jod berechnet auf den vollkommen trockenen Tang.

Daneben enthält Fucus pektinartigen Schleim, Fucose (eine Methylpentose), Brom und geringe Mengen Arsen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Fucus vesiculosus reguliert die Funktionen der Schilddrüse. Hieraus ergibt sich das Indikationsbild für das Mittel.

So leistet es bei Struma und Basedow nach anfänglicher Verschlimmerung ausgezeichnete Dienste. Ein beliebtes Mittel von häufig unbestreitbarer Wirkung (natürlich gibt es auch hier Versager) ist der Blasentang bei habitueller Adipositas und ihren Folgen wie Asthma mit Atemnot, bei Adipositas cordis (hier im Wechsel mit Arnica und Phosphor.), Magen- und Darmverfettung und Eierstocksatrophie. Auch bei Drüsenskrofulose (lymphatischer Diathese) verordnet man ihn gern und mit Erfolg.

Ferner wird Arteriosklerose von Fucus günstig beeinflußt. Als Prophylaktikum und Therapeutikum kann er bei Fließschnupfen angewandt werden, auch wird er als Schnupfmittel bei Heuschnupfen genannt. Ehmig, Teplitz, gibt Fucus an Stelle von Thyreoidin mit Cerium oxalic. bei Hyperemesis grav.

Als Wechselmittel bei Fettsucht werden Conium und Nasturtium genannt. Im Teegemisch kann Frangula günstig die Wirkung unterstützen.

Angewandter Pflanzenteil:

Verwendung findet die getrocknete Pflanze (The Brit. Pharm. Codex, Thoms, Zörnig u. a.).

Das „Teep“ wird aus der im Juli gesammelten, getrockneten Pflanze bereitet. HAB.: Getrocknete Pflanze (§ 4).

Als Quercus marina offizinell in Portugal.

Dosierung:

Übliche Dosis:

3,6-7,3 g vier- bis fünfmal täglich als Fluidextrakt (Dinand);

10-20 Tropfen der Tinktur dreimal täglich (Stauffer).

2 Tabletten der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fuci vesiculosi.)

Maximaldosis:

Nicht festgesezt.

Rezepte:

Bei Adipositas:

Rp.:

Fuci vesiculose conc. 30
D.s.: 1 Teelöffel voll zum heißen Infus mit 2 Glas Wasser tagsüber zu trinken.

Bei Kropf (nach Peyer):

Rp.:

Fuc. vesiculos. cc. 30 (= Blasentang)
Rad. Sarsaparill. (= Sarsaparillawurzel)
Lich. island. (= Isländisch Moos)
Carrageen (= Irländisch Moos)
Cort. Quercus (= Eichenrinde)
Hb. Rumic. acet.  aa 15 (= Sauerampferkraut)
M.f. species.
D.s.: 2 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen

Gegen Basedow und Struma (nach Meyer, mod. v. Verf.):

Rp.:

Fuci ves. Ø 20
D.s.: Mit 1 Tropfen beginnend steige man täglich um einen weiteren Tropfen bis zu 20 Tropfen und gehe dann in umgekehrter
Folge zum Ausgang (1 Tropfen) zurück. Der Turnus kann wiederholt und jahrelang fortgeführt werden.
Ärztliche Kontrolle ist aber notwendig.

Als Entfettungsmittel (nach Peyer):

Rp.:

Fuc. vesiculosi 10-15 (= Blasentang)
Cort. Frangulae 15 (= Faulbaumrinde)
Fol. Sennae 10 (= Sennesblätter)
Rad. Ononidis (= Hauhechelwurzel)
Rad. Levistici  aa 7,5 (= Liebstöckelwurzel)
Fol. Vitis idaei ad 100 (= Preiselbeerblätter)
M.f. species.
D.s.: 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser
vgl. Zubereitung von Teemischungen
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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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