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Baumwollstaude, Malvaceae.

Name:

Gossýpium herbáceum L. Baumwollstaude. Französisch: Cotonnier; englisch: Cotton plant; italienisch: Cotone; dänisch: Bomuld; norwegisch: Bomulsplanten; polnisch: Bawelna; russisch: Chlopok; schwedisch: Bomull; tschechisch: Krušina obecná; ungarisch: Kutyabenge.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Afrika, Nordamerika

Namensursprung:

Gossypium von gossum = Wulst, Kropf wegen der von Wolle strotzenden Fruchtkapseln abgeleitet; das Wort gossum wird auf das arabische goz, eine staudenartige Pflanze, zurückgeführt; herbaceum = krautig.

Botanisches:

Die zwei- bis dreijährige, bis 2 m hohe ästige Pflanze ist in Asien heimisch und wird dort, in Amerika, Australien und selten im südlichen Europa kultiviert. Ihre Blätter sind handförmig, weißlich-behaart, die Blüten gelb mit einem roten Fleck am Grunde. Die Kapselfrucht enthält eiförmige, schwärzliche Samen, deren Oberfläche mit langen, meist weißen Haaren bedeckt ist, die zusammen den aus der reifen Frucht heraustretenden faustgroßen Wollbausch bilden. Die Faser ist 19,55-45,72 mm lang. Die Asche enthält 0,02% Titan.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die technische Verwendung der Baumwollstaude dürfte sowohl in der Alten wie auch in der Neuen Welt schon sehr alt sein. In China wurden schon 2300 v. Chr. Baumwollgewebe hergestellt, und bei der Entdeckung Amerikas wurden in Mexiko, Westindien, Brasilien und Peru bereits Gewebe von großer Schönheit und Kunstfertigkeit vorgefunden. Auch die ältesten Sanskritschriften erwähnen Baumwollgewebe, und zur Zeit des Herodot (484-408 v. Chr.) wur-. den allgemein Baumwollkleider getragen. Für Europa ist wohl Indien als Mittelpunkt der Baumwollkultur zu betrachten. Nach dem italienischen Geschichtsschreiber Marino ist die Baumwolle im 14. Jahrhundert nach Venedig gebracht worden, von wo sie sich dann weiter nach Mitteleuropa ausbreitete. – In der Arzneikunde ist die Pflanze wohl zuerst von den arabischen Ärzten verwendet worden, die den Saft der Blätter Kindern bei Kolik gaben und den Samen gegen Husten und andere Lungenkrankheiten verordneten. Das Öl der Samen wurde gegen Sommersprossen und andere leichte Exantheme benützt. Ebenfalls aus dem Orient stammt die Anwendung der Baumwolle als Moxa, die schon lange bei den Persern und Arabern üblich war. (Die Baumwolle, in hohe feste Zylinder gerollt, wurde auf die Haut gebracht und zur Asche verbrannt, was als ableitendes Mittel galt.) Die erste charakteristische Beschreibung dieser Kulturpflanze gab Theophrast (um 1500).

Die früher offizinellen Semina Gossypii werden heute noch in den Ländern der Baumwollkultur in Abkochung als Schleim äußerlich und innerlich gebraucht. Bei uns dienen sie nur noch zur Gewinnung des Öls, welches an Stelle des rohen Olivenöls zur Herstellung von Salben und Linimenten, ferner als Salat- und Speiseöl und zur Herstellung von Margarine benützt wird.

Die mit Pottasche oder verdünnter Natronlauge behandelte Baumwolle findet rein oder mit Antiseptika als Verbandwatte in der Neuzeit allgemeine Anwendung, die aus den geschälten Samen gewonnenen Preßrückstände liefern ein wertvolles Kraftfutter. Außer zu Geweben wird die Baumwolle technisch in erster Linie als Schießbaumwolle verwertet (1845 vom Chemiker Schönbaum entdeckt).

Wirkung

Lonicerus empfiehlt den Saft aus den Blättern gegen „krimmen im bauch der jungen Kinder“, den Samen bei Gebrechen der Brust und Husten.

Matthiolus kennt die gleichen Indikationen.

Die Gossypiumsamen können Heufieber und Asthma verursachen. Die ihnen nachgerühmte galaktagoge Wirkung konnte nicht bestätigt werden.

Der aus der frischen Wurzelrinde der Trimethylamin enthaltenden Pflanze bereitete Extrakt hat schwache Secale-cornutum-Wirkung; die nordamerikanischen Neger verwenden ihn als Abortivum. Die Rinde soll die Uterustätigkeit bei normalen Wehen, bei Dysmenorrhöe und Amenorrhöe intensivieren.

Eigene Nachprüfungen dieser Angaben wurden mit Pflanzen, die im Juni geerntet waren, am isolierten Meerschweinchenuterus vorgenommen. 1,5 ccm des Wurzelextraktes zeigte eine stark kontrahierende Wirkung. Da einige in gleicher Weise hergestellte Extrakte aus harmlosen Nutzpflanzen, z. B. Mangold, sogar schon in kleineren Mengen am Uterus eine stark kontrahierende Wirkung zeigen, so kann der Gossypiumwurzel keine besondere therapeutische Bedeutung zugesprochen werden.

Hingegen zeigten die Blätter und Stengel von Gossypium eine dem Histamin und dem Secale ähnliche Wirkung auf den Meerschweinchenuterus. Allerdings mußte mit verhältnismäßig starken Pflanzensäften gearbeitet werden. Mangoldblättersäfte zeigten zum Vergleich eine solche Wirkung nicht oder nur spurenweise.

Prochownick und Fraenkel stellten die hämostatische Wirkung von Gossypium bei Myomblutungen fest.

In der Homöopathie wird die frische Wurzelrinde als Frauenmittel gebraucht, und zwar bei Amenorrhöe infolge von Blutarmut mit Dyspepsie und Schwäche, bei Dysmenorrhöe, Menorhagie, Sterilität der Frauen, Hyperemesis gravidarum, Erbrechen mit Übelkeit und als wehenanregendes Mittel.

Die Pflanze enthält ferner u. a. Ameisen- und Essigsäure und etwas ätherisches Öl mit Fufurol.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Gossypium herbaceum findet bei Schwangerschaftsbeschwerden (namentlich Nausea und Hyperemesis), Dysmenorrhöe, Amenorrhöe, Uterushämorrhagien, insbesondere nach Abort und während der Nachgeburtsperiode, zur Förderung der Nachgeburt und bei Adnexneuralgie Anwendung. Äußerlich wird das Öl der Samen gegen Sommersprossen gebraucht. Als Wechselmittel kann Pulsatilla gewählt werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Von der Baumwolle kannte Matthiolus die Verwendung der Samen und die eines Pulvers aus der verbrannten Pflanze.

Bei Lonicerus finden wir Angaben über den Gebrauch der Samen, des Samenöls und des Saftes aus den Blättern.

Für die indizierten Wirkungen aber wird nur die Wurzelrinde angegeben, so bei Potter, Heinigke, Wasicky, Schmidt u. a.

Das HAB. gibt die frische innere Wurzelrinde als Ausgangsmaterial für die Tinktur an (§ 3). Das „Teep“ wird aus der frischen Wurzelrinde hergestellt.

Cortex Gossypii radicis ist offizinell in Rußland, Portugal, Venezuela und Mexiko.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1,8-3,75 g der Wurzelrinde (Potter).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Cort. rad. Gossypii herb.).

In der Homöopathie:

dil. D 1-2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt. Nach Einnahme der Tinktur wurde Abortus beobachtet.

Rezepte:

Bei Mensesstörungen und Blutarmut (nach Ulrich):

Rp.:

Cort. Rad. Gossypii 10 (= Wurzelrinde der Baumwolle)

Hb. Alchemillae 90 (= Frauenmantelkraut)

D.s.: 1 Teelöffel voll auf 1 Glas Wasser

vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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