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Falsche Einhornwurzel, Liliaceae.

Name:

Chamaelírium caroliniánum Willdenow (= Helónias dioíca Pursh, = Ch. luteum GR. Veratrum l. L.). Falsche Einhornwurzel. Englisch: Devils bit, False unicorn root, starwort, blazing star, colic root.

Verbreitungsgebiet

Namensursprung:

Chamae von griechisch χαμα (chamaí) = am Boden, zwergartig, niedrig, lirium von λεριον (leirion) = Lilie, Chamaelirion, also Zwerglilie, carolinianum aus Carolina stammend. Helonias von griechisch λος (helos) = der Sumpf abgeleitet, weil die Pflanzen einen feuchten Standort bevorzugen; dioica = zweihäusig.

Botanisches:

Die zweihäusige Pflanze ist im atlantischen Nordamerika von Kanada bis Georgien heimisch. Ihr Wurzelstock, der verwendet wird, ist bis 5 cm lang. Die grundständigen Blätter sind gestielt, verkehrt eiförmig oder länglich, die Stengelblätter werden allmählich kleiner. Die gelben Blüten der männlichen Pflanzen stehen in dichter, die der weiblichen aber in lockerer endständiger Traube. Die sechs Staubgefäße der weiblichen Blüten sind zurückgebildet, sie besitzen keine Staubbeutel mehr. In der verkehrteiförmigen Kapselfrucht sind längliche, ringsum geflügelte Samen enthalten.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die ersten ausführlichen Angaben über den Gebrauch der Droge in der Homöopathie bringen Hale (New. Remed., S. 527, 1867) und Millspaugh (A. Med. Plants II, S. 177, 1887).

Wirkung

In der Homöopathie gilt Helonias als gutes Frauenmittel und Tonikum bei Schwächezuständen. Bei Anämie mit Rücken- und Kreuzweh wirken nach Stauffer die niederen Potenzen gut, ebenso bei Amenorrhöe und Fluor. Albuminurie verschiedenster Art, Harnruhr und Zuckerharnruhr, Nieren- und Blasenaffektionen mit Harnbeschwerden sind weitere Indikationen, die die homöopathische Literatur kennt.

Nach Haehl ist Helonias bei Endometritis, bei Erosionen am äußeren Muttermund sowie bei Scheidenentzündungen angezeigt, wenn diese von einem Schwächegefühl im Unterleib und von einem dunklen, übelriechenden Ausfluß begleitet sind. Als weitere Indikationen nennt er Pruritus vulvae mit Hitze, Röte und Anschwellung der äußeren Schamlippen, besonders wenn es sich um eine Begleiterscheinung der Zuckerharnruhr handelt.

Frieda Linß nennt noch Amenorrhöe, mangelhafte Involution nach Geburten, Ulzerationen an der Cervix und dunkle Leukorrhöe als Indikationen.

Das Rhizom enthält die glykosidischen Saponine Chamaelirin und Helonin.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Helonias dioica ist ein Uterustonikum für anämische Patientinnen. Einzelindikationen sind: Fluor albus, Prolapsus uteri, Retroflexie, Menorhagien, Amenorrhöe, Metritis während des Wochenbettes, Rücken- und Kreuzschmerzen infolge Uterusleiden, Neurasthenie und allgemeine Schwäche.

Auch bei Blasenschwäche, Nephritis (hier im Wechsel mit Lycopodium und Helleborus) und Scharlachnephritis ist Helonias indiziert.

Als Wechselmittel bei Uterusaffektionen können Lilium tigrinum, Senecio vulgaris und Sepia gewählt werden.

Angewandter Pflanzenteil:

Clarke, Allen, Dragendorff, Thoms und Stauffer geben als verwendet die Wurzel an. Auch das HAB. läßt die Essenz aus dem frischen Wurzelstock herstellen (§ 3). Das „Teep“ wird aus dem gleichen Ausgangsmaterial bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis in der Homöopathie:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,015 g Rhiz. Helonias dioicae.)

dil. D 2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Hepatica triloba

Leberblümchen, Ranunculaceae.

Name:

Hepática tríloba Gilib. (= Anemone hepatica L., = A. triloba Stokes, = A. praecox Salisb., = H. nobilis Mill., = H. hepatica Karst., = H. anemonoides Vest.). Leberblümchen. Französisch: Hépathique, la fille avant la mère, herbe de la Trinité; englisch: Lever leaf, Hepatica; italienisch: erba trinita; dänisch: Blaa Simmer; litauisch: žibuokle; norwegisch: Leverurt; polnisch: Przylaszczka; russisch: Pieczenocznica; tschechisch: Jaterník trojlaločný, podléska; ungarisch: Májkokörcsin.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Südmandschurei, Korea. Japan (Nippon), gemäBigtes Nordamerika.

Namensursprung:

Hepatica kommt vom griechischen !X!παρ (hepar) = Leber, wegen der früheren Verwendung gegen Leberleiden und der an eine Leber erinnernden Blattform. Die gleiche Erklärung gilt für den deutschen Namen Leberblümchen; triloba = dreilappig.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Leberblaume (nördl. Braunschweig), Leberblattel (Steiermark), Leber-Blüemli, -Chrut (Schweiz), Himmelssterndl (Oberösterreich), Himmelsstern (Südtirol), blaue Schlüsselblume (Oberösterreich), Vijölchen = Veilchen (Westfalen), Vorwitz(er)chen (Rheinland, Westfalen), Schneekaderl (Niederösterreich), Märzblom (Schleswig), Märzenblimmerchen (Thüringen), Märzblümle (Schwäbische Alb), Merze(n)-Blüemli (Schweiz), Oeschen (Mecklenburg, Pommern), blag Osterblom (Lübeck), Osterbleaml (Oberösterreich), rote Guggucherli (Thurgau). Ebenauskraut (Niederösterreich) scheint auf Beziehungen dieser Frühlingsblume zum Gewitter hinzudeuten.

Botanisches:

Aus einem kurzen, fasrigen, dunkelbraunen Wurzelstock erheben sich zahlreiche grundständige, langgestielte, lederartige, überwinternde Blätter. Sie sind dreilappig, am Grunde herzförmig, oben grün, unten meist mehr oder weniger violett und in der Jugend nebst den Stielen dicht weiß-seidig behaart. Sie erscheinen erst nach der Blüte. Die Blütenblätter sind himmelblau und außen heller. Unter diesen befinden sich drei kelchartige Hochblätter. Blütezeit: März bis April. Die Pflanze ist fast in ganz Europa verbreitet und liebt schattige, buschige Orte besonders auf Kalk- und Lehmboden. Die Blüte ist nektarlos und wird von pollenfressenden Käfern, Schwebefliegen, Bienen und Schmetterlingen besucht. Nachts und bei Regen sind die Blüten geschlossen. Während der achttägigen Blütezeit verdoppelt sich die Länge der Kronenblätter, wodurch die Augenfälligkeit der hübschen Frühlingspflanze noch erhöht wird. Die Samen werden durch Ameisen verschleppt. Hepatica triloba darf in Deutschland zum Sammeln für den Handel oder für gewerbliche Zwecke nicht freigegeben werden.

Geschichtliches und Allgemeines:

Herba et Flores Hepaticae nobilis waren früher offizinell und wurden hauptsächlich gegen Leberleiden gebraucht. Auch wurde die Pflanze als Teesurrogat benutzt.

Wirkung

Nach Bock soll das Leberblümchen die verstopfte Leber eröffnen und heilen,

nach Matthiolus auch Niere und Blase reinigen, diuretisch und wundheilend wirken.

Wie v. Haller berichtet, schreibt man den Blättern „Wunderdinge“ zu; sie sollen blutreinigend, leber- und milzöffnend, diuretisch, Wunden und Brüche heilend wirken und gegen veraltete Gonorrhöe, Hämoptoe, Hämaturie und innere Geschwüre hilfreich sein.

Über die Verwendung in der tschechischen Volksmedizin schreibt mir Dostál: Nach Veleslavín (1) heilt das Leberblümchen Leber-, Nieren-, Blasen- und Lungenkrankheiten im allgemeinen; äußerlich wird es für Geschwülste, Wunden, Geschwüre, Mandelentzündungen und Ausschläge verwendet. – Der Aufguß wird hie und da gegen Lebererkrankungen (1, 4), gegen Tuberkulose (5) und Lungenerkrankungen (2) verwendet. Bei Folgen von Überanstrengung ist das Mittel ebenfalls sehr beliebt (2).

Literatur: (1) Polívka, Květena II. 24; (2) Sál-Novotný, Lidová jména rostlin (čL. XIV. 133); (3) Veleslavín, 1596, 299 C; (4) Krčmář, Ros., Chmel, 1904, 133.

Bei chronischen Kehlkopf- und Lungenaffektionen beobachtete Kimball Besserung durch tägliches Kauen von Leberblümchenblättern.

Auch nach der homöopathischen Literatur, vgl. Heinigke, soll Hepatica triloba besonders angezeigt sein bei chronischen Reizerscheinungen des Rachens und der Luftröhre.

Die Pflanze enthält Anemonol (Wirkung vgl. unter Anemone nemorosa), das Glykosid Hepatrilobin und im Wurzelstock ein Saponin.

In der homöopathischen Tinktur konnte das Anemonin bis zur D 3 nachgewiesen werden.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Litauen: Das Blüteninfus gegen Enuresis und unfreiwilligen Harnabgang.

Polen: Bei Leberleiden.

Ungarn: Bei Leberleiden, Diphtherie, Brüchen und als Diuretikum.

Anwendung ín der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Hepatica hat sich bei Leberstauungen und deren Folgeerscheinungen bewährt. Im einzelnen wird es bei Hepatopathien, insbesondere Leberschwellung, Gallenleiden, Gallensteinen und -grieß und Milzschwellung verordnet.

Als Diuretikum findet Hepatica bei Nieren- und Blasenleiden des öfteren Anwendung, ebenso bei veralteter Gonorrhöe.

In der Homöopathie wird das Leberblümchen bei chronischer Bronchitis mit rauher, trockener Kehle und Kitzel im Halse, bei Tracheitis, Pharyngitis und Tussis angewendet.

Angewandter Pflanzenteil:

Bock, Matthiolus und v. Haller nennen das Kraut als verwendet, Geiger auch die Blüten.

Die neueren Werke führen nur die Blätter, und zwar die voll ausgewachsenen, frischen Blätter an.

Diese Angabe macht auch das HAB. (§ 3).

Das „Teep“ wird aus den im Mai bis Juli geernteten frischen Blättern bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis:

4 Teelöffel voll (= 3,84 g) des Krautes zum kalten Auszug täglich.

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Hepaticae.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Rezepte:

Bei Leber- und Gallenleiden:

Rp.:

Hb. Hepaticae 50 (= Leberblümchenkraut)

D.s.: 4 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber schluckweise trinken

Rezepturpreis ad chart. etwa -.52 RM.

Als Cholagogum (nach Kroeber):

Rp.:

Flor. Centaureae cyan. 5 (= Kornblumenblüten)

Cort. Frangulae 20 (= Faulbaumrinde)

Fol. Boldo (= Boldoblätter)

Fol. Hepaticae trilobae (= Leberblümchenblätter)

Fol. Taraxaci  aa 25 (= Löwenzahnblätter)

C.m.f. species.

D.s.: 1 Eßlöffel mit 1 Tasse Wasser aufkochen. Früh und abends 1 Tasse trinken.

Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 3 Teelöffel auf 2 Glas Wasser

vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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