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Eiskraut, Aizoaceae.

Name:

Mesembriánthemum cristállinum. Eiskraut. Französisch: Ficoide cristalline, herbe à la glace, glaciale; englisch: Ice plant, crystalline; italienisch: Erba cristallina; dänisch: Isplanten; tschechisch: Lýkovec obecný, ledovnik.

Verbreitungsgebiet

Im Mittelmeergebiet als Strandpflanze eingebürgert.

Namensursprung:

Mesembrianthemum ist aus dem griechischen μεσημβρα (mesembria) = Mittag und νθεμον (ánthemon) = Blume zusammengesetzt mit Bezugnahme darauf, daß die Blüten vieler Arten der Gattung sich erst voll am Vormittag an sonnigen Tagen öffnen; cristallinum und Eispflanze weisen auf die zahlreichen wasserhellen Blasen auf den Stengeln und Blättern hin, durch die die Pflanze wie mit Eis bedeckt erscheint.

Botanisches:

Ursprünglich im Kapland heimisch, gedeiht das Eiskraut heute auch im Mittelmeergebiet als weitverbreitete Strandpflanze und wird seiner interessanten Form wegen in Mitteleuropa häufig in Gärten kultiviert, wo es allerdings stets den ersten Nachtfrösten erliegt. – Das Kraut ist ein- oder zweijährig, hat niederliegende, aufsteigende Stengel mit rhombischen oder spatelförmigen Blättern und weiße bis blaßrote Blüten. Stengel und Blätter sind mit zahlreichen wasserhellen Blasen besetzt, die als Wasserspeicher benötigt werden und der Pflanze ein glänzendes Aussehen verleihen. – Von den älteren Naturforschern nennt Kajus das Kraut Ficoides africana procumbens und gibt als Heimat das Kap der guten Hoffnung an, während Sibthorp die Pflanze bei Athen fand (Wendt). In meinen Kulturen blüht die Pflanze im August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die im 18, und 19. Jahrhundert als Heilmittel bekannte Pflanze ist in neuerer Zeit medizinisch in Vergessenheit geraten. Aus ihrer Asche wird Soda gewonnen. Die frischen Blätter werden gelegentlich als Salat genossen.

Wirkung

Nach der Veröffentlichung des „K. Pohlnischen Hofrates und Praktikus zu Mietau“. Lieb im Jahre 1785, der das Eiskraut als fast spezifisches Mittel bei Anhäufung von Schleim im Unterleib, unterdrücktem oder schmerzhaftem Harnen, Blasenkrampf, Gallenleiden und bei Keuchhusten empfahl und es in seiner diuretischen Wirkung sogar der Meerzwiebel vorzog, befaßten sich nur wenige Ärzte mit der Nachprüfung dieser Angaben, bis 1801 von Hufelands Mitarbeiter Wendt eine ausführliche Arbeit über Mesembrianthemum erschien. Wendt schildert dort die außerordentlich günstigen Resultate, die er mit dem Saft der Pflanze bei Cystospasmus, Anurie und schmerzhafter Strangurie, aber auch bei Enuresis spastica und Incontinentia urinae hatte. Als kühlendes, durstlöschendes und fieberwidriges Mittel bewährte sich ihm der Eiskrautsaft auch bei Lungenschwindsucht, so daß hier eine auffallende Linderung der Symptome einsetzte. Bei Keuchhusten bedurfte es nur einiger Unzen Saft, um die Krankheit zum Verschwinden zu bringen. Wie er berichtet, treibt Mesembryanthemum auch den Stuhl und verursacht Bodensatz im Harn.

Hecker geht auf die Liebschen Beobachtungen zurück.

Später erhielt sich der Gebrauch der Pflanze nur noch in der Volksmedizin, die das Mittel bei Hydrops, Dysenterie, Leber- und Nierenleiden anwandte.

Es wäre angesichts der mit dem Eiskraut erzielten Heilerfolge sehr zu wünschen, daß klinische Versuche mit Mesembrianthemum angestellt würden, um gegebenenfalls diese Pflanze wieder in den Heilmittelschatz aufzunehmen.

Die Blätter enthalten Zitronensäure; Äpfelsäure, Oxalsäure und Phosphorsäure. Auffallend hoch ist ihr Aschengehalt (30-50% der Trockensubstanz, davon die Hälfte K2O).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Mesembrianthemum cristallinum wird bei nervös-spastischen Erkrankungen der Harnorgane verordnet. Indikationen sind: Cystospasmus, Anurie, Strangurie, Enuresis spastica und Incontinentia urinae. Auch bei Cholecystopathien, bei Pertussis und zur Linderung der Symptome bei Tuberkulose hat es sich bewährt.

Angewandter Pflanzenteil:

Hecker, Geiger, Dragendorff und Thoms nennen alle das Kraut als verwendet. Die homöopathische Pharmakopöe erwähnt die Verwendung der Pflanze nicht. Das „Teep“ wird aus dem frischen Kraut bereitet.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Eßlöffel voll des Saftes täglich, für Kinder die Hälfte (Lieb).

2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Mesembrianthemi.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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