Inhalt
Bücher und mehr
Hier können Sie uns unterstützen:

Spende

Weihrauch, von mehreren Boswellia-Arten, Burseraceae.

Name:

Boswéllia cartérii Birdw. und andere Boswelliaarten. Weihrauchbaum. Französisch: Arbre thurifère; englisch: Olibanum-tree; dänisch, norwegisch und schwedisch: Virak; polnisch: Kadzidlo; russisch: Ladan; tschechisch: Kadidlovník pravý.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Olibanum, griechisch λβανος (Libanos), kommt vom hebräischen libanoth (laban = weiß sein) und vom arabischen luban = Milchsaft und bezieht sich auf die Farbe des frischen Saftes. Weihrauch (althochdeutsch wicbaum, wichboum, wildwirik, witz-wiroc, mittelhochdeutsch Wirach, Wirauch, weißer Weyrauch) wird von weih = heiligen, weihen, abgeleitet, also ergibt sich die Bedeutung ein zu heiligen Zwecken benutzter Rauch. Boswellia nach dem Botaniker Boswell

Botanisches:

Zur Gattung Boswellia gehören kleinere Bäume bis zu 6 m Höhe. Sie sind harzreich. Die Borke ist papierartig. Die Blätter sind gegenständig, unpaarig gefiedert und die Blättchen ganzrandig oder gekerbt-gesägt. Die Blüten sind klein, zwittrig, mit fünfteiligen, weißlichen, grünlich-weißen oder roten Kronen und kleinem, meist fünfzähligem Kelch. Zehn Staubgefäße, ein Fruchtknoten mit einem Griffel und einer Narbe. Die Frucht ist eine dreikantige Steinfrucht.

Boswellia carterii erreicht etwa 4-5 m Höhe, ist zierlich im Wuchs und hat einen starken Stamm. An der Spitze der vorjährigen Zweige, an der die Blätter gedrängt stehen, bildet sich unterhalb dieser ein dicker Ring durch die zusammenklebenden Reste der Blattstiele. Die Fiederblättchen, die von unten nach oben an Größe zunehmen, sind mehr oder weniger weichhaarig. Die Kronenblätter sind fein geadert und weiß oder elfenbeinfarbig. Ihre Heimat hat Boswellia carterii an der Somaliküste. Blütezeit: April.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Weihrauch, der zu den kostbarsten Spezereien zählte, hat in dem Religionskultus der meisten Völker der Antike eine bedeutende Rolle gespielt. Eine sehr alte östliche Legende weiß zu berichten, daß Adam die Erlaubnis gehabt hätte, bei der Vertreibung aus dem Garten Eden den Weihrauchbaum mit sich zu nehmen. Lange Zeit herrschte über die Herkunft des Olibanum Unklarheit. Viele Jahrhunderte lang wurde Arabien als das Stammland angesehen, da die Araber die Vorräte bei sich aufspeicherten und den Handel damit monopolisierten. Näher beschrieben und abgebildet wurde der Baum erst von dem englischen Schiffsarzt Carter, der Mitte des 19. Jahrhunderts ihn bei seiner Reise an der Ostküste Afrikas kennenlernte. Ein Beispiel für das hohe Ansehen, daß der Weihrauch im Altertum genossen hat, sind ägyptische Bildwerke an einem Tempel zu Theben aus dem 17. Jahrhundert v. Chr., nach denen die Königin Rama-ka eine ägyptische Flotte nach Südarabien schickte, um Ana und lebende Bäume, welche dieses Produkt erzeugten, nach Theben zu bringen. Da nach der Darstellung die nach Theben gebrachten Bäume Ähnlichkeit mit der Boswellia haben, wird dieses Ana meistens für den Weihrauch gehalten. Besonders viel wurden Räucherungen mit Olibanum im Tempeldienst der Hebräer, Phönizier und Chaldäer angewandt. Der böse Geist sollte vertrieben werden. (Offensichtlich hatte man eine gute Wirkung bei Tobsüchtigen und sonstigen Geisteskranken beobachtet. Tatsächlich wurde das Räuchern mit brennenden Haaren und Federn wiederholt gegen Epilepsie angewendet.) Bei den Griechen soll der Gebrauch zu Räucherungen bei den Opfern erst nach den trojanischen Kriegen eingeführt worden sein. Von Alexander dem Großen wird berichtet, daß er nach der Einnahme von Gaza (Ghazzeh) ein ganzes mit Olibanum beladenes Schiff nach Griechenland schickte, damit den Göttern reichlich geopfert werden konnte. Theophrast, Plinius u. a. beschreiben den Weihrauch sowie den Baum ausführlich, gesehen hatte den letzteren von sämtlichen alten Schriftstellern jedoch niemand, sie geben nur die Erzählungen anderer wieder. In Rom gelangte er nur sehr langsam zur Einführung. Im Mittelalter bedienten sich die römische und griechische Kirche seiner in sehr ausgedehnter Weise, er wurde nicht nur bei Gottesdiensten, sondern auch bei Gottesgerichten gebraucht.

Als Arzneimittel wird er schon in den hippokratischen Schriften genannt. Dioskurides kennt ihn als adstringierendes, erwärmendes und zum Heilen von Wunden benutztes Mittel und empfiehlt den Gebrauch bei Ohrenschmerzen, Erkrankungen der Luftröhre und gegen das Blutspeien. Auch im Mittelalter fand die Droge in Form von Pillen und Emulsionen als Stimulans und Antikatarrhale Verwendung, während sie in neuerer Zeit nur noch äußerlich zu Pflastern, Salben und Räucherpulvern gebraucht wird.

Fälschungen können stattfinden mit dem sog. wilden Weihrauch, welcher aus Fichtenharz besteht, das durch längeres Liegen in Ameisenhaufen durch die Ameisensäure verändert wird und einige Ähnlichkeit mit dem Olibanum erhält.

Wirkung

Bei Hippokrates und Paracelsus erfreute sich der Weihrauch großer Wertschätzung, auch die hl. Hildegard erwähnt ihn.

Matthiolus nennt eine lange Reihe von Indikationen und empfiehlt den Weihrauch bei Blutspeien, Blut- und Bauchflüssen, Roter Ruhr, Erbrechen, heftigen Magenschmerzen, „kaltem Husten“, äußerlich als wundund geschwürheilendes, hautreinigendes Mittel, bei erfrorenen Füßen, Brustdrüsenschwellungen stillender Frauen und Nasenbluten.

v. Haller führt ihn als erwärmendes, trocknendes und stärkendes Mittel an, das bei Magenschmerzen und Diarrhöe, „Haupt- und Brustschwachheiten“ wie auch gegen Wassersucht anzuwenden sei.

Nach Clarus bildet Olibanum einen Bestandteil des Emplastrum aromaticum s. stomachicum und findet gegen torpide Abszesse Anwendung. Wie Bentley und Trimen berichten, wird Olibanum in Indien per os und zu Räucherungen gegen subakute Bronchitis, chronische Lungenleiden, Leukorrhöe und chronische Laryngitis verwandt.

Olibanum besteht aus: Harz, Gummi, Bitterstoff, Bassorin und 3-8% ätherischem Öl. Im Harz finden sich Boswellinsäure, Olibanoresen und Bitterstoff, im Gummi Arabinsäure und Bassorin.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

In der Heilkunde der Gegenwart wird Olibanum nur noch selten innerlich angewandt bei veralteten Katarrhen, Heiserkeit, Pharyngitis, Fluor albus, veralteter Gonorrhöe, langwieriger Diarrhöe, Magenschwäche, Gicht, Rheuma, Blasen- und Nierenleiden.

Gegen Herzpalpitationen und Basedowoide wird das Mittel zusammen mit Myrrha und anderen Balsamen in der Tinctura balsamica von Ehmig, Teplitz, empfohlen.

Äußerlich wird Olibanum in Form von Salben und Pflastern bei Ulzera, Furunkeln, Geschwülsten, Verhärtungen und Panaritien gebraucht. Gegen Abszesse im Parametrium, bei Salpingitis und Adnexitis haben sich Suppositorien von Gummi Olibani, Galbani und Myrrhae bewährt. In geeigneten Fällen wird Olibanum als Räuchermittel angewendet.

Angewandter Pflanzenteil:

Als Weihrauch wird das Gummiharz der Boswelliaarten von jeher verwendet. Auch das „Teep“ wird aus dieser Droge hergestellt.

Olibanum ist offizinell in Österreich, Frankreich, Portugal, Spanien, Chile, Mexiko, Dänemark und Norwegen.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,0025 g Olibani.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Verschleimung der Atmungsorgane und Magenschwäche (nach Friedrich):

Rp.:

Olibani 7,3

dissolv. in Spirit. vini rect. 14,7

M.d.s.: Zweimal täglich 10 Tropfen auf Zucker nehmen.

Rezepturpreis etwa 1.07 RM.

Zu Vaginalsuppositorien bei Abszessen, Adnexitis und Salpingitis (nach Köhler):

Rp.:

Gummi Olibani Gummi Galbani Gummi Myrrhae  aa  0,2

Ol. Cacao ad 2

M.f. Vaginal-Supposit. Nr. X

D.s.: Abends vor dem Schlafengehen einschieben.

Rezepturpreis ad scat. etwa 2.75 RM.

Bei torpiden Abszessen (nach Clarus):

Rp.:

Cer. flav. 36

Empl. ceruss. 21

Colophon. 1,5

Ol. nucist. 2,2

Tacamahac. Olibani  aa  6

Sapon. dom. 1,5

Balsam. Peruvian. 0,75

Ol. Caryoph. 0,55

Ol. Menthae pip. 0,375

M.f. emplastrum.

D.s.: Auf die leidenden Stellen auflegen.

________________________________
Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen