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Fichte, Pinaceae.

Name:

Picea excélsa Link (= Abies excelsa Lam. et DC., = Picea rubra A. Dietr., = Picea vulgaris Link), Fichte, Rottanne. Französisch: Epicéa, pesse, fie, sapin rouge, faux sapin, sérente; englisch: Burgundy pitch-Tree, Norway spruce fir; italienisch: Abete, abete rosso od excelso, di Moscovia o di Germani, perso, peccia, zampino, abete, maschio, avezzo.

Verbreitungsgebiet

Nahe verwandte Art in Nordasien.

Namensursprung:

Zu Picea siehe Picea (Abies) nigra, excelsa = hoch, erhaben.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Feichte, Feicht’n (Bayern, Tirol), Fiacht’n (Böhmerwald, Niederösterreich), Weichte, Weichtle (Krain), Grâne (Pommern), Gräne (Livland), Granenholt [= das Holz der Fichte] (Ostfriesland). Die jungen Stämmchen führen in vielen Gegenden besondere Namen: Hanech’ln (Oberpfalz, Niederösterreich), Pearzl (Kärnten), Grotza, Grötzli (Schweiz), Danegrößlen [= junge Tannenbäumchen] (Oberpfalz). Verkrüppelte und kleine Fichten heißen in Westpreußen Lukfichten, Kuje, Kuseln, Glambuwken.

Botanisches:

Die Fichte ist ein schlanker, bis 60 m hoher Baum mit geradem Stamm, der einen Durchmesser von mehr als 1 m erreichen kann. Verzweigung äußerst regelmäßig. Krone spitzpyramidenförmig, Äste streng scheinquirlig, horizontal abstehend oder etwas hängend. Wurzelsystem flach. Borke braunrot, im Alter rissig-schuppig. Nadeln in Länge, Anordnung und Gestalt ziemlich veränderlich, 25-35 mm lang, 1 mm breit, mehr oder weniger ausgesprochen vierkantig, rings oder auf der Lichtseite halbrings um den Zweig angeordnet, am Triebe herablaufend, kurz stachelspitzig, Spitze gelblich gefärbt. Nadeln im Querschnitt rhombisch. Die Nadelbasis geht in einen sehr schmalen, dem Zweige aufsitzenden Wulst (Nadelkissen) über, unter welchem der vierkantige, braun gefärbte Nadelstich abgeht.

Die weiblichen Blüten bilden zur Blütezeit aufrechte, leuchtend purpurrote Zapfen. Reif sind sie braun, hängend und fallen als Ganzes (mit der Spindel) ab. Der Zapfen reift noch im gleichen Jahre, wird 10-15 cm lang und 3-4 cm dick. Die männlichen Blütenkätzchen treten meistens einzeln oder zu zwei bis vier zwischen den Nadeln an den herabhängenden vorjährigen Zweigen auf. Anfänglich sind sie schräg nach abwärts gerichtet, richten sich später aber beim Aufblühen empor und zeigen dann im ausgewachsenen Zustande eine rotgelbe Farbe. Die spitz-eiförmigen, dunkelbraunen Samen sind mit einem hellbraunen durchscheinenden Flügel ausgerüstet. Blütezeit: April, Mai, Juni.

Die Fichte besiedelt Europa bis zum 69° 30′, geht-östlich bis zur Wolga, dem oberen Dnjepr und bis zur Moldau, westlich bis in die Gebirge des zentralen Frankreichs. Sie ist vielfach das vorherrschende Element der Waldvegetation. Sie liefert ein vorzügliches Bau- und Werkholz.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die Fichte ist beheimatet in höheren Gebirgslagen, wo sie vergesellschaftet auch mit verschiedenen Laubbäumen prächtig gedeiht. Im Tiefland wird sie in großem Ausmaße kultiviert, sie hat dort die Tanne fast völlig verdrängt. Im Tiefland duldet sie keine Laubbäume und kein Unterholz. Ein rheinischer Spruch sagt: Wo der Förster hat gefichtet, dort ist die Natur vernichtet. Demgegenüber tritt die alte deutsche Tanne in Mischwäldern auf. Der Schaden, den die Fichtenkulturen durch Veränderung des Bodens anrichten, ist noch nicht zu übersehen.

Im Volke werden Auszüge aus den Fichtensprossen gegen Skorbut und bei Verdacht auf Lungentuberkulose gegeben. Gern läßt man auch Lungentuberkulosekranke die Ziegenmilch von Tieren trinken, die Fichtensprossen gefressen haben.

Wirkung

Paracelsus erwähnt die koagulierende Wirkung des Harzes von Lärche, Tanne und Fichte.

Matthiolus läßt eine Abkochung von Fichtenzapfen als Warzenmittel und das Pechpflaster gegen Schenkelgeschwüre verwenden. Das Harz gebraucht er gegen Nieren- und Steinleiden, Hüftweh, Zipperlein und Wunden.

Auch Bock faßt verschiedene Koniferenarten wie Tanne, Lärche und Fichte zusammen und rühmt das Terpentin gegen Schwindsucht, veralteten Husten und Blutspeien sowie als Purgans und Magenmittel.

Ebenso unterscheiden Lonicerus, Johnson-Gerard und v. Haller nicht die Wirkungen von Fichte und Kiefer, vgl. dort.

Hecker zählt für die Fichtenknospen folgende Indikationen auf: Hautkrankheiten, Skorbut, venerische Leiden, Gicht, Engbrüstigkeit und angehende Schwindsucht.

Auch in der heutigen Medizin gilt die Abkochung von den Sprossen der Fichte ganz allgemein als Blutreinigungsmittel und als mit Vorteil anzuwenden bei Husten, Katarrhen der Luftröhre, Lungenverschleimung, Rachitis, Gicht, Rheumatismus, Wassersucht, Magenkrämpfen, Blähungen, Verdauungsschwäche, Skorbut, Skrofeln, Würmern, Flechten, chronischen Hautleiden usw. Fichtennadelbäder werden gern zur Herbeiführung einer besseren Hautdurchblutung angewendet.

Nach Wehmer enthalten die Nadeln und jungen Triebe u. a. ein Glykosid: Picein sowie Ameisensäure. In den jungen Trieben fand sich ferner u. a. ätherisches Öl, 1,46% Saccharose, 0,65% Invertzucker, in den Nadeln: 1,81% Saccharose, 0,83% Invertzucker sowie Pentosane, Mannan, ein Wachs mit Juniperinsäure und nach neueren Angaben: Wachs mit Cetyl-, Ceryl- und Myricylalkohol, versetzt mit Palmitin-, Stearin- und Oxypalmitinsäure.

Sterilisierter, unverdünnter Extrakt tötet Bacterium coli nach einem Tage ab. Der nicht sterilisierte Extrakt braucht dafür 6 Tage. Verdünnt man beide Extrakte 1 : 1, so tritt die bakterientötende Wirkung bei beiden gleichmäßig nach 6 Tagen ein.

Nach Taubmann läßt sich mit Hilfe der Leukozytenkurve die Entscheidung über echten Extrakt oder minderwertiges Ersatzmittel fällen.

Anwendung:

Picea excelsa wird nach den gleichen Indikationen wie Pinus silvestris (vgl. dort) verordnet.

Angewandter Pflanzenteil:

Allgemein verwendet man die im Frühling gesammelten Zweigspitzen oder das Harz. Das „Teep“ wird aus den Zweigspitzen hergestellt.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ mehrmals täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Tur. Piceae excelsae.)

Maximoldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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