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Gemeiner Fischfänger, Leguminosae.

Name:

Piscídia erythrína L. (= Camptosema pinnatum Benth., = Erythrina piscipula L., = E. carthaginensis L.). Piscidia, Gemeiner Fischfänger. Französisch: Piscicidie; englisch: Jamaica-Dogwood.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Piscidia ist aus dem lateinischen piscis = Fisch und caedere = töten zusammengesetzt, da die Pflanze häufig zum Betäuben der Fische gebraucht wird; erythrina = rot.

Botanisches:

Der Baum erreicht eine Höhe von 6-8 m. Er hat helle, glatte Rinde und unregelmäßige, abstehende Äste. Die Blätter sind unpaarig gefiedert und bestehen aus jeweils zwei bis drei Paaren von Blättchen. Diese sind etwas lederig, im Alter fast kahl, ganzrandig, elliptisch, etwa 5 cm lang und 2,5-3,5 cm breit. Die weißen, teilweise rot geaderten Schmetterlingsblüten bilden endständige Rispen. Die 7-8 cm lange Hülse trägt an jeder Naht zwei breite Flügel. Die ovalen Samen sind zusammengedrückt. Westindien, besonders Florida, Mexiko und Jamaika sind die Heimat des Baumes, wo er an dürren Stellen und auf Bergen vorkommt. Blütezeit: März bis April.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der Baum ist unter den Namen Murungu, Mulungi den Eingeborenen auf Jamaika und St. Vincenz schon lange als Gift bekannt. Aus dem Saft wird ein Pfeilgift bereitet, doch ist das Fleisch der getöteten Tiere genießbar. Weit verbreitet war die heute streng verbotene Verwendung der gestoßenen Blätter, Zweige und Wurzelrinde in ähnlicher Weise wie die der Kokkelskörner zum Betäuben der Fische. Die Bereitung und Anwendung des Fischgiftes geschah folgendermaßen: Die zerstoßenen Blätter, Zweige und die Rinde der Wurzeln wurden mit Wasser und Rückständen von der Rumbereitung behandelt. Daraufhin wurde die ganze Masse in Körbe gebracht und diese ins Wasser gehängt. Die auf diese Weise betäubten Fische schwammen dann an die Wasseroberfläche und konnten ohne Gefahr genossen werden. Hauptsächliche Anwendung in der Heilkunde fand die Wurzelrinde, Cortex radicis Piscidiae. In Fällen, wo sich keine oder eine schwache Wirkung der Droge zeigte, ist dieses wohl auf die Verwechslung der Stammrinde mit der Wurzelrinde zurückzuführen.

Wirkung

Der auf den Antillen lebende Arzt Hamilton berichtet als erster über die betäubende Wirkung der Piscidia, die er bei Zahnschmerzen und als Schlafmittel an sich selbst ausprobierte und zur Beruhigung von Geisteskranken anwandte. Der wirksame Bestandteil ist wahrscheinlich das Piscidin, das rauschartige Zustände mit nachfolgendem Schlaf erzeugt.

Nach Winterburn stellt Piscidia ein dem Codeïn und dem Haschisch ähnliches Narkotikum dar, das die Nerven zunächst reizt und anregt, dann aber erschlafft und schließlich zu einem ruhigen Schlafe ohne lästige Nebenwirkungen führt.

Ott stellte fest, daß durch Piscidia die Zentralnerven gelähmt werden, die Respiration wird erst gesteigert, um plötzlich abzunehmen; die Herztätigkeit wird vermindert, bis Lähmung der Herzmuskeln eintritt. Infolge seiner schlafbringenden Wirkung benutzte es Ott als Hypnotikum in Fällen, wo Morphin, Paraldehyd und andere Mittel versagten.

Nach Reko gelten 1-3 g der Wurzelrinde im Teeaufguß als gutes Diaphoretikum, während größere Gaben einen bleiernen Schlaf verursachen.

Nach Peyer erwies sich ein Zusatz von 20% der Droge zu beruhigend wirkenden Teegemischen als günstig.

Die Wurzelrinde enthält u. a. Sterin, Cerotinsäure, Stearinsäure, eine amorphe Substanz, zwei kristallinische Substanzen, eisengrünende Gerbstoffe, Saponin (Piscidiasaponin aus 1 kg Rinde 0,05 g), Glukose, Galaktose und Piscidiasapogenin.

Eingehende Untersuchungen über die wirksamen Inhaltsstoffe wurden von Hauschild angestellt. Aus der Rinde wurde das als Fischgift wirksame Prinzip weitgehend isoliert. Seine Giftwirkung wurde an Kaulquappen, Fischen und Warmblütern untersucht. Silberorfen wurden noch in Verdünnungen bis 1 : 80 Millionen getötet. Vergleichende Untersuchungen ergaben, daß die Toxizität des Piscidiagiftstoffes nur etwa 20% niedriger ist als die des Rotenon. An Ratten und Kaninchen wirkt die Substanz bei parenteraler Darreichung ebenfalls giftig. Der Tod erfolgt unter Krämpfen durch Atemstillstand. Das Saponin der Rinde kommt als Hauptträger der Giftwirkung nicht in Betracht, erhöht aber die Wirksamkeit des Giftes, wie Versuche an Fischen und Kaulquappen zeigten.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Piscidia erythrina wirkt als beruhigendes, schlafbringendes Mittel zur Entwöhnung von Narkotika, bei quälendem Husten der Phthisiker, Zahnschmerzen, Migräne und schmerzhaften Harnaffektionen. Doch muß die Dosisfrage noch geklärt werden. So hatte Köhler, Krummhübel, bei Schlaflosigkeit mit der Verordnung von Piscidia „Teep“ mehrfach keinen Erfolg, sondern sah sogar Erregungszustände auftreten.

Angewandter Pflanzenteil:

Allen, das HAB. sowie Clarke lassen die Tinktur aus der Wurzelrinde bereiten, die zur Blütezeit, ehe die Blätter erscheinen, gesammelt wurde.

Die Wurzelrinde geben auch Zörnig, Dragendorff, Hager und Thoms als verwendet an.

Dasselbe Ausgangsmaterial wird auch zur Gewinnung des „Teep“ benützt.

Dosierung:

Übliche Dosis:

2-5 g des Fluidextraktes (Peyer);

0,06-0,3 g des Extraktes (Brit. Pharm. Cod.).

1/2 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung „Teep“ abends in Apfelmus.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch ist Vorsicht bei der Verordnung größerer Gaben geboten.

Rezepte:

Als Sedativum und Hypnotikum, insbes. bei Schlaflosigkeit und zur Stillung des Hustens der Phthisiker:

Rp.:

Cort. Rad. Piscidiae erythrinae conc. 30 (= Piscidia-Wurzelrinde)

D.s.: 1/2 Teelöffel mit 1 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und schluckweise trinken.

Rezepturpreis ad chart. etwa -.57 RM.

Als Sedativum (nach Peyer):

Rp.:

Flor. Aurantii 10 (= Pomeranzenblüten)

Flor. Paeoniae 10 (= Pfingstrosenblüten)

Fol. Melissae  20 (= Melissenblätter)

Flor. Lupuli 10 (= Hopfenblüten)

Rad. Valerianae 20 (= Baldrianwurzel)

Fol. Menthae pip. 20 (= Pfefferminzblätter)

Cort. Piscidiae 10-20 (= Piscidia-Wurzelrinde)

M.f. species.

D.s.: Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 1 1/2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser

vgl. Zubereitung von Teemischungen

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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