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Robinie, Falsche Akazie, Leguminosae.

Name:

Robínia pseudacácia L. Robinie, Falsche Akazie, Silberregen. Französisch: Acacia, faux acacia; englisch: False acacia, locust-tree; italienisch: Acaciacascia, gaghia robinia; dänisch: Uägte Akacie; polnisch: Grochodrzew; russisch: Bielaja akacja; schwedisch: Akacie-ärttfräd; tschechisch: Trnowník, akát bílý; ungarisch: Acácfa.

Verbreitungsgebiet

über die größten Teile Europas, Nordafrikas, Vorder-v. Ostasiens und Neuseelands verbreitet.

Namensursprung:

Die Gattung verdankt ihren Namen Jean Robin, dem Gärtner Heinrichs IV. und Ludwigs XIII., der den Baum Anfang des 17. Jahrhunderts nach Paris brachte. Ein von seinem Sohn Vespasien Robin gepflanzter Baum soll noch jetzt im Jardin des Plantes zu sehen sein. Pseudacacia hieß der Baum, da man ihn zuerst irrtümlicherweise für eine Acacia hielt. Später wurde er dann noch mit dem Johannisbrotbaum und dem Heuschreckenbaum verwechselt.

Botanisches:

Der 20-27 m hohe Baum mit schwacher Pfahlwurzel stammt aus den Laubwaldgebieten des östlichen Nordamerika. Seit dem 17. Jahrhundert ist er jedoch weit über Eurasien und Nordafrika verbreitet. Seine unpaarig gefiederten 20-30 cm langen Blätter vergilben im Herbst nicht oder erst beim Laubfall. Die Nebenblätter wachsen zu derben, 1-2 cm langen Dornen aus. Die weißen Schmetterlingsblüten bilden achselständige, hängende Trauben. Blütezeit: Mai und Juni. – Die Robinia stellt an den Kalk- und Stickstoffgehalt des Bodens sehr geringe Ansprüche, da sie dank ihrer Bakterienknöllchen ausreichend freien Stickstoff aufzunehmen vermag. Eine besondere Widerstandskraft setzt sie säurereichen Gasen entgegen, die von anderen Pflanzen sehr schlecht oder überhaupt nicht vertragen werden. Wegen seiner Elastizität und Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis und Insektenfraß wird das Holz gern als Grubenholz gebraucht.

Geschichtliches und Allgemeines:

Verwendung in der Arzneikunde fanden die Blüten, die als Flores Pseud’Acaciae als Antispasmodikum gebraucht wurden. Ein Tee aus den Blüten wird gegen Husten getrunken. Die in Alkohol mazerierten Blüten gelten als Gichtmittel. Das Robinienlaub wurde auch in der Veterinärmedizin bei Pferdekrankheiten empfohlen. Der Same findet als Kaffeesurrogat Verwertung. In Amerika soll aus den Hülsen der Samen ein Sirup mit scharf narkotischen Eigenschaften hergestellt werden. Durch das Einatmen des beim Holzdrechseln entstandenen Staubes sowie durch den Genuß der Samen und das Kauen der Wurzeln sind öfters Vergiftungen, zum Teil mit tödlichem Ausgang, hervorgerufen worden. Das sehr widerstandsfähige Holz eignet sich besonders für den Tief- und Wasserbau, ferner kann es auch zum Färben benutzt werden.

Wirkung

Die mittelalterlichen Kräuterbücher (Lonicerus, Matthiolus) kennen nur die Echte Akazie, während ihnen die Robinie noch unbekannt geblieben zu sein scheint. – In ihrer Heimat werden die Blüten als Antispasmodikum, die – in größeren Dosen emetisch und purgierend wirkende – Wurzelrinde an Stelle des Süßholzes benutzt.

Die Blätter enthalten einen Giftstoff, der das Auftreten von Fieberschauern, Zungenschwellung, erysipelartigen Infiltrationen, Ödemen, besonders der Lider, und Obstipation hervorruft. Die Stammrinde enthält ein dem Ricin ähnliches Toxalbumin, das Robin, das, bei Tieren, ins Blut oder subkutan injiziert, Blutaustritte, namentlich in die Darmkanalwandungen, verursacht und tödlich wirkt. Es agglutiniert wie Ricin die roten Blutkörperchen.

Ehrlich studierte das Robin bezüglich seiner Giftwirkung und seines Immunisierungsvermögens an Tieren. Er stellte fest, daß Mäuse und Kaninchen sich gegen das Gift immunisieren ließen und daß sich in ihrem Blut Antitoxin fand. Merkwürdigerweise schützt das Antiricinserum auch gegen Robin. Beim Erhitzen wäßriger Lösungen tritt Gerinnung auf, und die Giftigkeit geht verloren.

Nach Lacina beeinflußt das Robin bei Pferden das Nervensystem des Verdauungstraktus in störender Weise. Das Toxin wird bekanntlich durch Erhitzung zerstört. So sieht man, daß die erhitzte Rinde diese toxische Wirkung auf Pferde nicht besitzt, auch alte Rinde ist wirkungslos. Das Rind scheint resistenter zu sein. Empfindlich sind kleine Tiere, z. B. die Hühner, vor allem für die Samen.

Lukšík fand, daß die Toxizität der Rinde nicht an die Vegetationsperiode gebunden ist. Nach ihm sind hauptsächlich Maultiere gegen die frische Rinde empfindlich. Das Gift befindet sich hauptsächlich in der Rinde der Äste.

Nach Schulz sollen die jungen Triebe und Blätter ein Prinzip enthalten, das in Form des alkoholischen Auszugs bei Hyperchlorhydrie wirksam ist.

In der homöopathischen Literatur werden Hyperazidität, Sodbrennen, Ulcus ventriculi, Obstipation, Migräne und Kopfweh als Indikationen für das Mittel genannt.

Als Inhaltsstoffe der Rinde werden noch angegeben: ein unbest. zersetzl. Alkaloid, Farbstoff und wahrscheinlich Glykosyringasäure. Die Untersuchung der Innenrinde im August ergab u. a. Amygdalin und Harnstoff spaltende Enzyme, Globuline, Albumin, Urease, etwas Fett, Sitosterine, Stigmasterin und Gerbstoff.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Robinia pseudacacia wird verordnet bei Hyperazidität und den damit in Zusammenhang stehenden Magenstörungen wie Dyspepsia acida, Pyrosis, Gastritis, saurem, bitterem Aufstoßen, ferner bei Magenblutungen und gastrischen Kopfschmerzen.

Weitere homöopathische Indikationen sind: Migräne, Gesichtsneuralgie, Rheuma des Kiefergelenks, rheumatische Zahnschmerzen und, nach Wittlich, Typhus und Grippekatarrh.

Witzel, Wiesbaden, nennt noch Fluor albus.

Bei Hyperazidität werden als Wechselmittel Thymus Oligoplex und Acid. sulf. dil. D 3 gegeben.

Angewandter Pflanzenteil:

Wie auch aus dem Abschnitt Wirkung hervorgeht, sind die Angaben über den verwendeten Pflanzenteil uneinheitlich. Nach Dragendorff werden Blüten und Wurzelrinde verwendet.

Geiger schreibt, daß früher die Blüten offizinell gewesen wären.

Das HAB. läßt die frische Rinde der jungen Zweige verwenden (§ 3).

Heinigke und Stauffer machen dieselben Angaben. Letzterer erwähnt aber auch die Blüten.

Nach Schulz enthalten Blätter und Triebe die wirksamen Stoffe.

Geßner gibt an, daß die Rinde das Proteïd Robin enthalte und die Blüten, die zum Würzen verwendet würden, ätherisches Öl. Nach Wehmer findet sich das Robin in der Rinde.

Zur Herstellung des „Teep“ wird die im Frühjahr geerntete frische Rinde junger Zweige benutzt.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Cortex Robiniae pseudac.)

In der Homöopathie:

dil. D 2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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