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Läusesamen, Liliaceae.

Name:

Sabadílla officinárum Brandt (= Schoenocaulon officinale [Schlecht] A. Gray, Veratrum officinale Schlecht., = Helonias officinalis don., = Asagraea officinalis Lindl., = Asagra caracasana Eust.). Mexikanisches Läusekraut, Sabadilla. Französisch: Cévadille; englisch: Cebadilla, cevadilla; dänisch: Lusefrö; norwegisch: LusefrØ; polnisch: Kichawiec; russisch: Sabadila; schwedisch: Sabadillfrö; tschechisch: sabadilla lék!X!rská.

Verbreitungsgebiet

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Namensursprung:

Sabadilla oder Cebadilla stammt aus dem Spanischen und bedeutet Gerste wegen der Ähnlichkeit des Fruchtstandes mit dem der Gerste. Läusekraut weist auf die Verwendung der Pflanze als Mittel gegen Ungeziefer hin.

Botanisches:

Diese Pflanze mit eiförmiger bis 4 cm langer Zwiebel gedeiht auf den Bergwiesen Mittelamerikas. Ihre kahlen Blätter werden 50-130 cm lang und ihr Blütenschaft bis über 1 m hoch. Die gelblichen Blüten sind zu einer aufrechten bis 50 cm hohen Traube vereinigt. Die aus den dreifächerigen Kapselfrüchten stammenden Samen wurden erst um 1700 in Europa bekannt.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die ersten Nachrichten von der Droge lieferte der spanische Arzt Monardes im 16. Jahrhundert, der von ihrer Verwendung durch die Eingeborenen Mexikos als ätzendes Wundmittel berichtet. Allgemein bekannt wurden Beschreibung und Abbildung der Pflanze erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts, während die Samen noch viel später in den Handel gelangten. Im Jahre 1726 wird der Läusesamen als Bestandteil des in Frankreich gegen Ungeziefer gebräuchlichen Kapuzinerpulvers erwähnt, und 1759 finden sich die „Mexikanischen Lauss-Samen“ in der Apothekertaxe von Straßburg. Der Gebrauch als Vermifugum in Form von Pillen zusammen mit Gummigutt und Baldrian blieb wegen der starken Giftigkeit der Samen beschränkt. In neuerer Zeit bestand die Hauptverwendung der Droge in der Gewinnung des Veratrins, das 1819 von Caventou und Pelletier entdeckt und nach dem damaligen Namen der Stammpflanze benannt wurde.

Auch heute noch dienen die Läuse- oder Sabadillsamen in Schulen und Kasernen als Mittel gegen Ungeziefer.

Wirkung

Die Samen von Sabadilla (auch Veratrum sabadilla R. genannt) enthalten etwa 3,5% Alkaloide, deren Gemisch, das Veratrin, ein ausgesprochenes Nerven- und Muskelgift ist. Auf der Haut ruft es starke Rötung, varizellen- und bläschenartige Exantheme, die auch bei innerlicher Anwendung zu beobachten sein sollen, brennende Schmerzen und nachfolgende Anästhesie hervor, durch Schleimhautreizung, Niesen, Salivation, Tränenund Nasenfluß, Vomitus, kopiöse Diarrhöen, fibrinöse Bronchitis. Es beeinflußt das Zentralnervensystem und erzeugt psychische Exzitation, Delirium furibundum, Krämpfe, schließlich Lähmung der Zentren der Medulla oblongata. Veratrindosen, die noch keine Krämpfe verursachen, bedingten trotzdem Vertigo, Gesichtsfeldverdunkelung, Marasmus, Temperaturkollaps, Pulsverlangsamung, Dyspnoe und Magendarmreizung. Die Schädigung der quergestreiften Muskulatur zeigt sich in eigenartigen, spastisch erschwerten Bewegungen, besonders deutlich erkennbar am Frosch, wo die Steifigkeit der Muskelsubstanz zwar das Strecken der Glieder ermöglicht, aber nur eine ungemein langsame Flexion gestattet. Aus der Anregung der weißen (langsamen) Fasern resultiert eine Erhöhung der Kraft und Arbeitsleistung des Muskels, die sich auch auf das Herz erstreckt. Die Ermüdungskurve des veratrinisierten Muskels verläuft analog der myotonischen Kontraktion bei der Thomsenschen Krankheit. Über das Veratrin hat H. Schulz, ausgehend von der Verwendung von Veratrum lobelianum bei Cholera nostras, Versuche gemacht und aus diesen Versuchen verallgemeinernde Schlußfolgerungen gezogen.

Eine ausführliche Darstellung der pharmakologischen Wirkungsweise des Veratrins bringt auch Boehm, auf die hier nur verwiesen sei.

Boudeaud empfiehlt Sabadillasamen in Verbindung mit Sulfur und Alumen zur Abtötung der Milben bei Sarkoptesräude der Pferde.

Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Sabadilla große Mengen von ausfällbarem Eiweiß von mittlerer Giftigkeit gefunden.

Von der Homöopathie wird Sabadilla gemäß der umkehrenden Wirkung bei Schleimhautreizungen und nervösen Leiden wie Hysterie, Hypochondrie, Migräne, Kopfschmerzen, Krampf und Zittern der Hände, Lähmungserscheinungen usw. angewandt.

Wizenmann nennt Sabadilla D 4 bei Heuschnupfen mit andauerndem Kitzelreiz und trockenem Husten.

Neben dem Veratrin werden als Inhaltsstoffe genannt: Veratridin, Sabadillin, Sabatrin, Sabadin, Sabadinin = Cevin sowie fettes und ätherisches Öl.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Äußerlich werden Abkochungen der Wurzel oder häufiger der aus den Samen bereitete Essig gegen Kopfläuse angewandt. Dabei kann es leicht zu resorptiven Vergiftungen kommen, so daß diese Anwendung sehr selten ist. Veratrinsalben wurden äußerlich noch gelegentlich bei Trigeminusneuralgie verordnet.

In der Homöopathie wird Sabadilla verordnet bei Reizung der Nerven und Schleimhäute. Im einzelnen gebraucht man das Mittel bei Katarrhen der oberen Luftwege, wie Heuschnupfen, Nieskrampf, Tussis, Pharyngitis, ferner bei Angina, Grippe (hier mit Eupatorium perfoliatum) und Febris intermittens. Recht gut reagieren Vagusund Rückenmarksreizungen, Migräne, Kopfschmerzen Hysterie und Neurasthenie (Unruhe, Angst, Schreckhaftigkeit) darauf. Ebenso werden Wurmbeschwerden, Magen- und Darmbeschwerden, insbesondere Verschleimungen (hier Sabadilla „Teep“ D 3 mit Alumen chromicum D 3), Muskel-, Gelenk- und Zahnschmerzen, Schwachsichtigkeit und Kopfgrind mit brennendem Jucken günstig davon beeinflußt.

Angewandter Pflanzenteil:

Alle Autoren (Dragendorff, Kobert, Marfori-Bachem, Stauffer, Heinigke, Thoms, Hager) bezeichnen die Samen von Schoenocaulon officinale als verwendeten Pflanzenteil. Das HAB. nennt ebenfalls die reifen Samen als das Ausgangsmaterial für die Gewinnung der Tinktur (§ 4). Auch das „Teep“ wird aus diesem gewonnen. Semen Sabadillae ist offizinell in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in Frankreich, Spanien, Italien, Norwegen, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Portugal.

Dosierung:

Übliche Dosis in der Homöopathie:

dil. D 4;

1 Tablette der Pflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 0,1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,00025 g Sem. Sabadillae.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch cave größere Dosen. Vergleiche Wirkung. 0,002 pro dosi, 0,005 g pro die Veratrinum.

Rezeptpflichtig:

Veratrinum.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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