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Archiv für die Kategorie „13. Pflanzenheilkunde“

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von Thymus serpyllum, Quendel, Labiatae.

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Sennesblätter, von Cassia acutifolia, Leguminosae.

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Von Polygala senega L., Klapperschlangenwurzel, Polygalaceae.

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Gemeines Kreuzkraut und Jakobskreuzkraut, Compositae.

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Dach-Hauswurz, Hauslauch, Crassulaceae.

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Scharfer Mauerpfeffer, Crassulaceae.

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von Claviceps purpurea Tulasne, Mutterkorn, Pyrenomycetes.

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Seitenblütiges Helmkraut, Labiatae.

Name:

Scutellária lateriflóra L. Seitenblütiges Helmkraut. Französisch: Scutellaire, la toque; englisch: Mad-dog skull-cap, blue pimpernel, blue skull cap, large-flowered skull cap, mad-dog weed, mad weed; dänisch: Skjolddrager; schwedisch: Frossört; tschechisch: šišák.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Der Gattungsname Scutellaria, abgeleitet vom lateinischen scutum = Schild ist in bezug auf das Schildchen des Kelches entstanden; lateriflora = seitenblütig.

Botanisches:

Das in Nordamerika heimische Kraut wird etwa 50 cm hoch und hat vom Grund aus ästige, aufrechte, fast kahle, vierkantige Stengel. Die 5-7 cm langen und 2-4 cm breiten Blätter sind stumpf gesägt, die unteren und mittleren eilänglich, die oberen und astständigen sind kleiner und schmäler, stärker gezähnt und am Grunde herzförmig. Die Blüten stehen in gestielten, achselständigen, sechs- bis zehnblütigen Trauben. Die mittelgroßen Lippenblüten sind blaßblau. Blütezeit: Juni bis September. Die Pflanze liebt feuchte Stellen.

Geschichtliches und Allgemeines:

In die Homöopathie wurde Scutellaria lateriflora 1864 durch Hale eingeführt.

Wirkung

Die Pflanze wird in der kanadischen Volksmedizin als Schutz gegen Hundswut, als Tonikum und Antispasmodikum verwandt.

Scutellaria lateriflora sei für die Hauspraxis in Nordamerika das, was der Baldrian für die europäische ist, schreibt Hale.

Auch Potter kennt ihre Verwendung als Nervinum, Tonikum und Antispasmodikum.

Heinigke nennt Migräne, nervöse Reizbarkeit, Zahnungskrämpfe, Veitstanz und Hysterie als Indikationen.

Die in Europa wachsende Helmkrautart, das Sumpfhelmkraut, Scutellaria galericulata, ist ein Volksmittel gegen Intermittens, besonders Tertiana, und wurde daher früher als Tertiankraut bezeichnet und offizinell geführt. Beide Arten enthalten das Glykosid Scutellarin.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Scutellaria lateriflora ist zu berücksichtigen bei Chorea, choreatischen Zuständen, Muskelzuckungen, Hysterie, Schlaflosigkeit mitviel Unruhe infolge Überempfindlichkeit, Herzpalpitationen, Basedowschen Erscheinungen, Rekonvaleszenz mit nervöser Schwäche nach Influenza, Neuralgien, Stirn- und Hinterhauptkopfschmerz.

Lewinski nennt das Mittel noch zur Magenstärkung, gegen Würmer, Wechselfieber und Halsentzündung.

Als Wechselmittel werden Valeriana und Cypripedium erwähnt.

Angewandter Pflanzenteil:

Nach Potter, Dragendorff, Schulz und Thoms wird das Kraut verwendet. Das HAB. nennt zur Bereitung der Essenz die frische Pflanze ohne Wurzel (§ 3). Das gleiche Material wird verwendet zur Gewinnung des „Teep“.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Scutellariae.)

In der Homöopathie:

dil. D 1.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

 

Knotige Braunwurz. Scrophulariaceae.

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Hirschzungenfarn, Polypodiaceae.

Name:

Scolopéndrium vulgáre Sm. (= Phyllitis scolopendrium (L.) Newm., = S. officinarum Sw., = S. scolopendrium Karsten). Hirschzungenfarn, Hirschzunge. Französisch: Langue de cerf, herbe à la rate; englisch: Hart’s-tongue; italienisch: Lingua cervina, lingua da pozzi; dänisch: Hjortetunge; polnisch: Języcznik; tschechisch: Jeleni jazyk; ungarisch: Gimnyelvü haraszt.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Vorderasien, Nordafrika, Azoren, Madeira, Japan, selten im östlichen Nordamerika

Namensursprung:

Den schon von Theophrast benutzten Namen Scolopendrion hat die Pflanze wegen der Ähnlichkeit der an den Blättern befindlichen Sporenhäufchen mit einem Tausendfuß, griechisch: σχολοπνδρα (skolopendra) erhalten. Hirschzunge bezieht sich ebenfalls auf die Form der Blätter.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Nach der Form der Wedel hat der Farn folgende Lokalbenennungen erhalten: Hirschzungen (Niederösterreich, Kärnten), Hirsazunge = Hirschzunge (Schweiz), Ochsazungä, Rinderzungä, Hasäzungä (Schweiz: Waldstätten).

Botanisches:

Der fast wintergrüne, 15-30 cm hohe Farn mit aufsteigendem Rhizom wächst an schattigen feuchten Felsen, in steinigen Wäldern und in Ziehbrunnen. Als Unterlage bevorzugt er Kalk. Seine Verbreitung erstreckt sich über Eurasien bis nach Nordafrika. Die büschelig angeordneten, bis 60 cm langen, länglich lanzettlichen, ganzrandigen Blätter sind zugespitzt und unterseits mit braunen Spreuschuppen besetzt. Die Sporenhäufchen stehen in parallelen Reihen auf der Unterseite der Blätter an zwei benachbarten Nerven einander gegenüber und berühren sich. Scolopendrium vulgare ist in Deutschland vollkommen (ober- und unterirdische Teile) gesetzlich geschützt. Reifung der Sporen: Juli und August.

Geschichtliches und Allgemeines:

Schon Dioskurides weiß die Wirkung der Blätter der Hirschzunge, bei ihm Phyllitis genannt, gegen Schlangenbiß, Dysenterie und Durchfall zu schätzen. In späterer Zeit waren die Blätter als Herba linguae cervinae, s. phyllitides, s. scolopendrii offizinell und wurden als Wundmittel, sowie gegen Brustkrankheiten als schweißtreibendes Mittel, Adstringens und Diuretikum verwendet.

Wirkung

Hippokrates zählt die Pflanze zu den „kühlenden“ Mitteln.

Lonicerus rühmt ihr zahlreiche vortreffliche Eigenschaften nach und verordnet sie bei Milzschmerzen, -geschwulst, -stechen, -verhärtung, gegen Diarrhöe, Ikterus, Blasen- und Nierensteine, Harnträufeln, Melancholie und Alpträume, „die von verstopffung der miltz / und schwartzem bösen blut verursacht werden“, als herzstärkendes, fieber- und entzündungswidriges, leber- und milzöffnendes, zerteilendes, blutreinigendes und wundheilendes Mittel.

Die Hirschzungenblätter sind eins der sechs Hauptmittel zur Gesunderhaltung bzw. Lebensverlängerung des Johann Wittich (zu denen noch Aloë, Angelica, Gentiana, Rheum und Scilla gehören).

Auch bei Matthiolus steht die Milzwirkung im Vordergrunde, daneben empfiehlt er die Hirschzunge gegen Rote Ruhr und zum Gurgeln bei Angina und Zahnfleischblutungen.

Als Wundkraut, gegen Herzklopfen, Uterusbeschwerden und „gichterische Bewegungen“ findet die Droge bei v. Haller Verwendung.

In der Volksmedizin wurde Scolopendrium bei Milz- und Leberleiden, bei der die Lungentuberkulose begleitenden Hämoptise, bei chronischen Enteritiden und Febris quartana, äußerlich als Wundheilmittel geschätzt.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Gegen Schlangenbiß, Magenschmerzen, Diarrhöe, Milz- und Leberleiden, Gelbsucht, Blasen- und Nierensteine, äußerlich zum Gurgeln und Reinigen von Wunden.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Scolopendrium wird gegen Milz- und Leberleiden, auch Leberfettsucht und Cholelithiasis angewandt. Als adstringierendes und schleimlösendes Mittel gibt man es ferner bei Lungentuberkulose mit Hämoptise, Bronchitis, katarrhalischem Husten, Diarrhöen und Dysenterie. Der Extrakt wird außerdem noch als Wundmittel und gegen periodisch auftretende Muskelschmerzen bei Angina pectoris genannt.

Ulrich verordnet den Tee gegen chronische Nephritis mit starker Albuminurie.

Angewandter Pflanzenteil:

Lonicerus, Matthiolus, v. Haller, Geiger, Thoms, Schulz u. a. erwähnen die Verwendung der Blätter, die als Herba Scolopendrii, Folia Linguae cervinae usw. bezeichnet wurden.

Das HAB. läßt zur Bereitung der Essenz das frische Kraut verwenden (§ 3). Zur Herstellung des „Teep“ wird dasselbe Ausgangsmaterial benutzt.

Erntezeit: Juni bis August.

Herba Scolopendrii ist offizinell in Frankreich.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ dreimal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Scolopendrii.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

 

Echte Meerzwiebel, Liliaceae.

Name:

Urgínea marítima Baker (= Scílla marítima L., = Ornithogalum maritimum Brot.), Echte Meerzwiebel. Französisch: Scille, scille maritime, oignon marin; englisch: Sea onion; italienisch: Squilla, scilla marina; dänisch: Strandlög; norwegisch: strandlök; polnisch: Ostrawka morska; russisch: Morkoj luk; schwedisch: Sjölök; tschechisch: Morská cibule; ungarisch: Tengerihagyma.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Scilla ist der alte griechische, schon von Hippokrates gebrauchte Name; Urginea soll von dem arabischen Stamm Ben Urgin herrühren; maritima in bezug auf das Vorkommen der Pflanze im Küstengebiet des Mittelmeeres.

Botanisches:

Die Pflanze, die aus den Küstengegenden des Mittelmeers stammt, ist ausdauernd und wird 50-100 cm hoch. Die zum großen Teil aus dem Boden herausragende Zwiebel erreicht einen Durchmesser von 15 (bis 30) cm und wird bis zu 2,5 kg schwer. Sie ist von ziemlich dünnen, braunroten (nicht grünen) Häuten umgeben. 10-20 breitlanzettliche, graugrüne, kahle Laubblätter erscheinen erst nach der Blütezeit. Der Blütenstand ist eine endständige, dichte, reichblütige, bis zu 40 cm lange Traube. Die Blütenstiele werden bis fast 3 cm lang. Die Tragblätter sind schmal, beinahe gesport. Die sechs weißlichen, am Kiele grünlich-purpurnen, einnervigen Perigonblätter sind frei und fast gleichlang. Sechs Staubgefäße, ein sitzender Fruchtknoten. Frucht eine kugelige, dreifurchige Kapsel.

Geschichtliches und Allgemeines:

Der bei Dioskurides für die Scilla erwähnte sogenannte Prophetenname „Auge des Typhon“ weist darauf hin, daß die Pflanze schon im alten Ägypten in hohen kultischen Ehren gestanden hat. Allerdings ist es noch eine vielumstrittene Frage, ob der Tempel von Pelusium in Ägypten wirklich dem Scillakult geweiht gewesen und die Scilla in dieser Stadt als Heilmittel gegen eine Art von Malaria angewandt worden ist. Eindeutiger ist die Rolle der Scilla in der griechischen Medizin, und von der hippokratischen Zeit an findet sie in allen größeren medizinischbotanischen Werken des Altertums und Mittelalters Erwähnung. Den Grund zu ihrer rationellen Pharmakologie legte Dioskurides. Er beschreibt genau die Art der Zubereitung und Aufbewahrung und empfiehlt sie den Wassersüchtigen und Magenleidenden, sowie als Mittel gegen Gelbsucht, Krämpfe, chronischen Husten und Asthma, äußerlich gegen Risse in den Füßen und Vipernbisse. Galen ist der Ansicht, daß Scilla ein lebensverlängerndes Diätetikum ist und beruft sich dabei auch auf eine von Pythagoras stammende Schrift, nach der ein Mann, der Scilla regelmäßig genossen hat, 117 Jahre alt geworden ist. Weiter empfiehlt er sie als Mundspülwasser bei schwammigem Zahnfleisch, Mundfäule und schlechtem Mundgeruch, eine Indikation, die sich nach Scheer und Sigerist in präzisierterer Form als Skorbut in späteren Kräuterbüchern wiederfindet und die zeigt, daß die Meerzwiebel also auch in ältesten Zeiten gegen die Mangelkrankheiten angewandt wurde. Celsus und Scribonius Largo kennen Scilla hauptsächlich als Hydropsmittel, während Alexander von Tralles zu ihrer Anwendung als einer Art Analeptikum in Schlafsucht und Betäubung rät. Die arabische Medizin des Mittelalters verwendet sie nach den Indikationen der griechischen und römischen Ärzte. Hinzu kommt in jener Zeit der häufige Gebrauch als Antiparasitikum, auch wird sehr oft vor ihrer Giftwirkung gewarnt Auch die mittelalterlichen Kräuterbücher des Abendlandes fußen im wesentlichen in ihrer Kenntnis der Scilla auf den Werken der Antike. So schreibt Albertus Magnus, daß sie bei dicken Säften gut sei, lose Zähne befestige, den Geruchssinn stärke, gegen Wassersucht und als Emmenagogum dienlich sei. Auch besitze sie die Kraft, das Blut an die Oberfläche zu ziehen. Bei Konrad von Megenberg heißt es, daß die Turteltaube um ihr Nest Scillablätter streue, damit ihr keine Feinde schaden. Sehr nachdrücklich auf die Giftwirkung machen auch die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts aufmerksam, wissen im übrigen aber den Beobachtungen ihrer Vorgänger kaum etwas Neues hinzuzufügen. Eine Art von Monographie der Meerzwiebel veröffentlichte als erster Janus Matthaeus Durastantes im Jahre 1614.

Sehr energisch für den Gebrauch der Scilla als ausgezeichnetes Mittel gegen Hydrops setzte sich van Swieten in dem im Jahre 1764 erschienenen vierten Bande der „Commentaria in Hermanni Boerhaave Aphorismos de cognoscendis et curandis morbis“ ein. Van Swieten war der Ansicht, daß es besser sei, der Giftwirkung der Scilla durch Herabsetzung der Dosis aus dem Wege zu gehen, als durch mühselige „abschwächende“ Zubereitung, wie dieses die antiken Ärzte getan hatten. Er verwendete also ruhig den frischen, rohen Bulbus und erkannte eine halbe Unze (= 15 g) eines Meerzwiebelw eins einem Erwachsenen früh auf nüchternen Magen gegeben als das therapeutische Optimum. Es erzeugte gerade eine leichte Nausea, aber kein Erbrechen, bald darauf große Erleichterung des Kranken und Ausschwemmung von 6, ja bis zu 12 Pfund Urin. Er beobachtete, daß die Diurese am sichersten eintrat, wenn durch die Verabreichung der Meerzwiebel eine leichte Nausea, aber noch kein Vomitus hervorgerufen wurde, ferner daß bei täglicher Anwendung Gewöhnung erzeugt wurde, so daß die Dosis erhöht werden mußte. In Kyklos, dem Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Leipzig, Bd. II, 1929, Verlag Thieme, Leipzig, befindet sich eine Sonderarbeit über die Geschichte der Scilla, der ich im wesentlichen folge. Dort wird weiter eine ganze Reihe von kleineren Arbeiten und Dissertationen aufgezählt, die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts noch mit diesem Heilmittel beschäftigten, ohne aber viel Neues zu bringen. Von dem bekannten Hallenser Kliniker Hoffmann wurde die Scilla besonders als Asthmamittel empfohlen. Im 19. Jahrhundert wurde sie durch Einführung der Digitalis als Herz- und Wassersuchtsmittel stark in den Hintergrund gedrängt und erst die pharmakologischen und klinischen Nachprüfungen der neuesten Zeit führten dazu, daß sie jetzt zu den bekannten Herz- und Hydropsmittel gezählt werden kann. Scillablätter oder -zwiebeln werden in Sachsen mit Zucker gekocht mit gutem Erfolge gegen Husten angewendet. In Schlesien benennt man Ornithogalum umbellatum als Meerzwiebel. Diese der Scilla etwas ähnelnde Liliacee wird hauptsächlich gegen Husten angewendet. Die langen Blätter werden aufgerollt und mit Zwirn gebunden. Diese Pflanze ist häufig in Bauernstuben zu finden. Sobald ein Familienmitglied an Husten leidet, werden etwa 10 cm lange Stücke abgeschnitten und daraus eine Tasse Tee bereitet. Es wäre noch zu prüfen, ob die Indikation Husten für Scilla maritima nicht durch eine Verwechslung von Ornithogalum mit Scilla zustandegekommen ist, da, wie schon oben gesagt, beide als Meerzwiebel bezeichnet werden.

Wirkung

Schon Hippokrates verwandte die Scilla gegen Empyeme, als Emolliens und zu Uteruseinlagen.

Bei Johann Wittich wird sie zu den 6 Mitteln der Gesunderhaltung und Lebensverlängerung gerechnet (vgl. auch Scolopendrium).

Lonicerus empfiehlt sie als Expektorans, Diuretikum und Emmenagogum bei Leber- und Milzfiebern.

Matthiolus gibt die gleichen Indikationen an und verordnet die Zwiebel Asthmatikern, Wassersüchtigen, Epileptikern und Podagraleidenden.

Erkrankungen der Atmungsorgane wie Husten, Heiserkeit, Nierenentzündung in Verbindung mit Lithiasis, Magenverschleimung, „dicke und wäßrige Geschwulsten der Schenkel“ sind Weinmann bekannte Indikationen der Meerzwiebel, die er auch als Diuretikum und Emmenagogum bezeichnet.

Als „besonders berühmt wegen ihrer starken auflösenden Kraft“ bezeichnet sie v. Haller, der sie gegen Brustaffektionen, Hydrops und Kachexie verordnet.

Nach Hecker eignet sie sich am besten für „torpide, phlegmatische, zur Verschleimung geneigte Subjekte“, bei denen Brust und Nieren beeinflußt werden sollen. Er gibt folgende Indikationen für ihren Gebrauch an: 1. Hydrops und chronische Erkrankungen der Harnwege, wie Anurie, Grieß, Brustwassersucht mit feuchtem Asthma, Bauch- und Hautwassersucht (kontraindiziert bei Sackwassersucht, hektischem Fieber und Zeichen der Kolliquation), äußerlich: Wasserkopf, skrofulöse Gelenk- und Kniegeschwülste; 2. seröse, schleimige Brust- und Halsbeschwerden, wie langwierige Katarrhe, Pertussis, feuchtes und spastisches Asthma, Croup (kontraindiziert bei Phthisis, Neigung zu Hämorrhagien); 3. Leiden, die durch Schwäche und Schleimanhäufung in den Abdominaleingeweiden entstehen: Wurmkrankheiten, Atrophie, Ikterus, chronische Exantheme, Epilepsie, Amenorrhöe, Hämorrhoiden, Chlorose, Gicht; 4. wendete er es an als Brechmittel bei kleinen Kindern (Saft); 5. zur Verstärkung des Reizes von Senfumschlägen; 6. Äußerlich bei skrofulösen Ulzera.

Hufeland und seine Mitarbeiter erwähnen die Meerzwiebel als Expektorans und Gichtmittel.

Als Milzmittel erscheint sie in den Schriften Rademachers, der sie „mit Nutzen als Heilmittel in den dumpfen Schmerzen, die auf der Grenze der Regionis epigastric und hypochondriacae sinistrae sich äußern“, anwandte.

Clarus berichtet über ihre Wirkung als Diuretikum, Emetikum und Expektorans.

Gute Erfolge mit Scilla-Einreibungen bei partieller Paralyse beider Arme und anderen Lähmungen will Garcia y Alvarez gesehen haben.

Nach Bentley und Trimen wird Scilla in der englischen Medizin hauptsächlich bei kardialem Hydrops und als Expektorans bei chronischer Bronchitis und Asthma angewandt. Als Kontraindikationen nennen sie akute entzündliche Krankheiten. Die Wirkung als Emetikum wird als unsicher bezeichnet.

Bei veralteten Katarrhen jedes schleimbildenden Organs wird sie von Bohn gebraucht, – allerdings nie als Hauptmittel.

Über die homöopathische Heilwirkung äußert sich Hahnemann folgendermaßen: „Die unvergleichliche Hülfe der Meerzwiebel in der Lungenentzündung, und die ungemeine Schädlichkeit ihres fortgesetzten Gebrauches in chronischer geschwürigen Lungensucht, so wie in der schleimigen Lungensucht beweisen dies zur Genüge…. Die Meerzwiebel erregt in hoher Gabe Strangurie; es wird hieraus deutlich, daß sie in der zurückgehaltenen Harnabscheidung bei einigen Arten Wassersucht sehr hülfreich zur Harnabsonderung sein müsse, wie die tägliche Erfahrung lehrt. Schnelle, akute Wassergeschwülste scheinen ihr vorzüglichster Wirkungskreis. – Sie hat Arten von Kitzelhusten gehoben, weil sie selbst vor sich Husten erregt.“

In der offiziellen Medizin findet Scilla als Kardiakum und Diuretikum, zum Teil in Verbindung mit Digitalis, Anwendung. Die Herzwirkung der Scilla wurde zuerst am Menschen von Home beobachtet, dann im Tierversuch von Fagge und Stevenson, Husemann und König sichergestellt und später von zahlreichen Autoren bestätigt.

Scheidegger schreibt, daß er seit über 30 Jahren mit gutem Erfolg Scilla anwendet, und zwar scheint sie ihm besonders geeignet bei Herzkranken mit Myokardschädigungen mit oder ohne Insuffizienzerscheinungen, mit normalem oder erhöhtem Blutdruck, bei Mitralinsuffizienz und -stenose und Aorteninsuffizienz. Als Dosis pflegt er 0,3 g im heißen Infus zu verwenden und hat dabei nie Neben- oder Nachwirkungen beobachten können.

In Fällen von Aorteninsuffizienz ist nach Neugärtner eine Scillazubereitung der Digitalis weit überlegen.

Bei Angina pectoris hat nach Leins-Forrer Scillaren wegen seiner Ungefährlichkeit eine typische Eignung, wenn eine sekundäre Herzschwäche ein geeignetes Digitalisglykosid erwünscht erscheinen läßt.

Nach den Untersuchungen von Ewins war es in neuerer Zeit Markwalder, der sich mit der Reindarstellung der wirksamen Stoffe der Meerzwiebel befaßte und dem nach Abtrennung der Zuckerstoffe und des Wachses die Gewinnung eines Rohglykosides mit einem Titer von 0,008 mg/g Frosch gelang. Er machte auch auf den Wirkungsunterschied zwischen Frischpflanze (1 g = 8550 F.D.) und Handelspulver (1g = 1500 F.D.) aufmerksam. Von grundlegender Bedeutung für die chemische Aufarbeitung der Meerzwiebel waren die Arbeiten von Stoll und seinen Mitarbeitern. Es kam zur Isolierung und Identifizierung wenigstens eines Reinglykosids. Aus der frischen Meerzwiebel wurde die wirksame Fraktion Scillaren A, die ungefähr 2/3 der Wirkstoffe der Droge umfaßt in Kristallen gewonnen. Der Rest Scillaren B war wirksamer und leichter löslich, konnte aber noch nicht einheitlich und kristallisiert gewonnen werden.

Die Säurespaltung des Scillaren A lieferte Scillaridin A neben einer nicht kristallisierten Scillabiose, die selbst nur schwer mit Säuren hydrolytisch in Rhamnose und Glukose gespalten werden konnte. Weiter wurde festgestellt, daß das Scillaridin A wie die Digitalisstoffe auch einen Lactonring enthält, wichtig ist dabei, daß der Lactonring von dem der Digitalisstoffe im C-Gehalt abweicht (C25 statt C23), und daß es sich um keine ungesättigte Lactongruppe handelt.

Außer den Glykosiden enthält die Meerzwiebel bis 30% ihres Trockengewichtes an echten Schleimen, ferner Zucker, Rohrzucker, Lävulose, Saccharose, Saponin, fettes Öl und 0,01% Coffein.

Die Scillaglykoside, die zu den Digitaloiden oder Digitalisglykosiden 2. Ordnung zählen, ähneln in ihrem Einfluß auf das Herz dem Strophanthin und der Digitalis, verursachen aber kaum Kumulation und wirken diastolisch, nicht systolisch.

Kleine Dosen erweitern die Gefäße, große verengern sie und rufen daher und auch infolge der verstärkten Herzkraft anfänglich Blutdrucksteigerung hervor.

Die empirisch sich namentlich aus den Beobachtungen von van Swieten (vgl. Geschichtliches) ergebende, experimentell zuerst von Schroff, zuletzt von Rothlin festgestellte diuretische Wirkung der Scilla ist nicht durch die Beeinflussung der Gefäße bedingt, sondern auch durch die direkte erregende Wirkung auf die Nieren. Gleichzeitig bewirkt die Meerzwiebel vermehrte Stickstoffausscheidung.

Winton schreibt ihrer diuretischen Wirkung besonderen therapeutischen Wert zu.

Versuche von Pouchet ergaben, daß die frische Pflanze eine nekrotisierende Wirkung auf die lebende Zelle ausübt, während sie getrocknet hauptsächlich auf den Kreislaufapparat wirke.

Große Gaben oder auch oft wiederholte kleine verursachen Verdauungsstörungen, Nausea, Vomitus, Diarrhöe, Kardialgie, Kolik, Strangurie, auch Hämaturie, Gastroenteritis und u. U. den Tod infolge Herzlähmung.

Nach Bohn brachten in einem Falle bereits 1,5 g der gepulverten Zwiebel den Tod, während in einem anderen Falle 2 Kinder von 3 1/2 und 5 Jahren nach dem Genuß von je 1 1/2 Teelöffel des Sirups = 0,1 g Meerzwiebel starben.

Bei nervös-reizbaren Menschen kann Scilla Gliederschmerzen, Nervenaffektionen, sogar Fieberbewegungen hervorrufen.

Sie reizt zum Niesen und erzeugt gelegentlich Augenentzündung.

Äußerlich wirken die zerhackten Pflanzenteile der Meerzwiebel blasenziehend und verursachen bullöse Dermatitis, die zu Brand und Sepsis führen kann.

Tierversuche ergaben, daß Präparate aus roten und weißen wild gewachsenen Meerzwiebeln aus Cypern, sowie aus angepflanzten roten Meerzwiebeln eine ähnliche Herzwirkung zeigten. Dagegen war die Toxizität der drei Sorten verschieden, und zwar waren die roten, angepflanzten Zwiebeln ein- bis anderthalbmal toxischer als die wild gewachsenen roten und zehn- bis fünfzehnmal toxischer als die wild gewachsenen weißen Meerzwiebeln.

Nach Kerschensteiner wird die gepulverte Meerzwiebel den fabrikmäßig isolierten Scilla-Glykosiden vorgezogen.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Dänemark: Innerlich bei Verschleimung der Lunge, Wassersucht und Urinbeschwerden.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Scilla wird mit gutem Erfolge bei wassersüchtigen Stauungen und Ödemen (renalem und kardialem Hydrops, Ödemen mit erhöhtem Blutdruck, Aszites, Anasarka, Pleuritis exsudativa) gegeben. Besonders gelobt wird sie zur Steigerung der Diurese bei Herzleiden wie Insufficientia cordis mit Stauungsödem, Herzmuskelschwäche, Dilatation des rechten Ventrikels, bei Herzklappenfehlern und zur postoperativen Herzbehandlung. Hier wird Scilla meistens in Verbindung oder im Wechsel mit Digitalis (auch Adonis und Convallaria werden als Wechselmittel genannt) verordnet, doch erwies sie sich selbst in digitalisrefraktären Fällen als zuverlässig. Ebenso wird sie als Diuretikum viel bei Blasen-und Nierenleiden (Cystitis, Nephritis, Incontinentia urinae) genannt. Bei Aszites wird auch Scilla D 3 als Injektion gegeben.

Auf die Atmungsorgane wirkt Scilla expektorierend und wird recht häufig gegen chronische Bronchitis angewandt. Als Hauptindikation auf diesem Gebiet wird in der Homöopathie Husten mit unfreiwilligem Urinabgang bezeichnet.

Schließlich gilt die Meerzwiebel als gutes Mittel gegen Milztumoren und wird außerdem noch bei Diabetes insipidus, Übelkeit mit Brechreiz, Morgenschwindel erwähnt.

Die lokale Anwendung in Form von Auflagen der zerquetschten Blätter erstreckt sich auf Dermatopathien wie Furunkulose, Panaritien, Brandwunden und Gewebsverhärtungen. Nach E. Stieber ist es besonders ratsam, bei empfindlicher, wunder Haut die mit Lebertran zerquetschte Zwiebel aufzulegen.

Angewandter Pflanzenteil:

Über die Verwendung der Zwiebel, des Bulbus Scillae, herrscht volle Einmütigkeit. Nach Entfernung der äußeren, braunen, trockenhäutigen Schalen und der innersten schleimigen Teile werden nur die mittleren, fleischigen Schalen verwendet. (Thoms.)

Das HAB. schreibt zur Gewinnung der Essenz die frische, rote Zwiebel vor (§ 3). Frische, rote Zwiebeln werden auch zur Herstellung des „Teep“ verwendet. Erntezeit: August, vor dem Austreiben der Blätter.

Bulbus Scillae ist offizinell in allen Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:

0,6-0,12 g der gepulverten Zwiebel viermal täglich (Rademacher);

0,03-0,25 g der Zwiebel mehrmals täglich (Klemperer-Rost);

0,5-1 g der Tinktur mehrmals täglich (Klemperer-Rost).

1-6 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ forte bei Wassersucht, sonst 1 Tablette „Teep“ mite dreimal täglich.

(„Teep“ forte ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Bulb. Scillae, „Teep“ mite auf 1%, d. h. 0,0025 g Bulb. Scillae pro Tablette.)

Maximaldosis:

0,5 g pro dosi, 1,5 g pro die Bulbus Scillae (Helv.);

1,5 g pro dosi, 5 g pro die Tinct. Scillae (Belg., Helv.);

2 g pro dosi 6 g pro die Acetum Scillae (Ergb).

Rezeptpflichtig:

Tinctura Scillae, Tinctura Scillae kalina, Extractum Scillae.

Homöopathische Zubereitungen bis D 3 einschließlich.

Rezepte:

Zur Steigerung der Diurese bei Herzleiden (nach Marfori-Bachem):

Rp.:

Bulb. Scillae pulv.  3

Fol. Digit. titr. pulv.  1

Mass. Pil. qu. s.ut f. Pil. Nr. XXX

M.d.s.: Dreimal täglich 2 bis 3 Pillen.

Sirupus pectoralis scilliticus (F. M. Germ.):

Rp.:

Olei Amygdalarum  10

Gummi arabici q. s.

Sirup. Rhei

Sirup. Rhoeados

Oxymell. Scillae   aa  30

M.f. emulsio.

D.s.: 1/2 Teelöffel voll dreimal täglich.

Pulvis diureticus (Form. Berol.):

Rp.:

Bulbi Scillae pulv.

Folior. Digital. titr. pulv.   aa  0,05

Cort. Cinnamomi  0,15

Boracis  0,5

Tartari depurati  1

Olei Juniperi gtts. II

Dent tal. dos. X ad chart. cerat.

D.s.: Täglich 2-3 Stück.

Bei Kompensationsstörungen (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Bulbi Scillae pulv.

Fol. Digitalis pulv.   aa  2

Extr. Colocynthidis   0,4

Extr. Pimpinelli q. s.ut f. pil. Nr. LX. Consp. Lycop.

D.s.: Morgens und abends 3 Pillen.

Als Diuretikum (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Bulbi Scillae infunde  2

Aq. ferv. q. s. ad Colat. 15

0in qua solve Tartari boraxati 15

Olei Juniperi gutt. V

Sir. simpl.  15

M.d.s.: Zweistündlich 1 Eßlöffel. Umschütteln!

Als Diuretikum (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Bulb. Scillae  5(= Meerzwiebel)

Rad. Ononidis(= Hauhechelwurzel)

Ligni Sassafras  aa  25  (= Fenchelholz)

Rhiz. Galangae  5 (= Galgantwurzelstock)

C.m.f. species.D.s.: Mit 1 Flasche Moselwein übergossen 3 Tage stehen lassen und morgens 1/2 Weinglas voll nehmen.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

 

Von Succisa pratensis, Teufelsabbiß, Dipsacaceae.

 

Name:

Succísa praténsis Moench (= Scabiosa succisa L., = Scabiosa praemorsa Gilib., = Succisa praemorsa Aschers, = Asterocephalus succisa Wallr.). Teufelsabbiß. Französisch: Mors du diable tête de loup; englisch: Devil’s bit -scabious, devil’s bit; italienisch: Succisa, Morso del diavolo; dänisch: Djävelsbid; polnisch: Czarcikęs, Drjakiew; russisch: Siwiec; schwedisch: Ängstvädd; tschechisch: čertkus lesni; ungarisch: ördögharaptafü.

Verbreitungsgebiet

Weiteres Vorkommen: Westsibirien, Nordafrika.

Namensursprung:

Succisa vom lateinischen succidere = unten abschneiden bezieht sich auf den wie abgeschnitten oder wie abgebissen aussehenden Wurzelstock. Der Name Teufelsabbiß (Morsus Diaboli) hat seinen Ursprung in der bekannten Sage, welche berichtet, daß der Teufel voller Zorn über die Heilkraft der Pflanze ihr den Wurzelstock abgebissen hätte. Erklärung zu Scabiosa vgl. Scabiosa arvensis. Pratensis = auf der Wiese wachsend.

Volkstümliche Bezeichnungen:

Abbiß (Schwäbische Alb), Rietchnopf (Churfirstengebiet), Roßguckle = -auge (Elsaß), Blo Hans = Blauer Hans (Böhmerwald), Stênblom (Altmarkt), Stoaköpfla (Egerland), Stickblume, wegen der Verwendung gegen „Sticken“ (Böhmerwald), Lausblume (Nahegebiet).

Botanisches:

Der oberwärts mehrköpfige, 15-50 cm hohe Stengel dieser spät blühenden und ausdauernden Pflanze trägt nur wenige lanzettliche Blattpaare. Die blauvioletten Blüten sind anfangs zu halbkugeligen, später zu kugeligen langgestielten Köpfchen vereinigt. Der schwärzliche mit langen Wurzelfasern besetzte Wurzelstock stirbt von unten her ab und sieht hier wie abgebissen aus. Der Teufelsabbiß gedeiht auf feuchten moorigen Wiesen und Waldstellen Eurasiens und Nordafrikas. Wie Knautia arvensis ändert auch Succisa pratensis stark ab. Blütezeit: Juli bis September.

Geschichtliches und Allgemeines:

Bei den alten griechischen und römischen Ärzten scheint die Pflanze keine größere Beachtung gefunden zu haben. Im Gegensatz dazu wissen die mittelalterlichen Kräuterbücher ausführlich von der Verwendung der Wurzel, Radix Morsus Diaboli seu Succisae, zu berichten. Auch wurde die frisch zerquetschte Pflanze für ein ausgezeichnetes Mittel gegen Karbunkel gehalten.

Das Tragen der Wurzeln an einem Faden auf dem bloßen Hals galt als Mittel gegen Augenleiden. In der Steiermark und anderen Gegenden hielt man den Teufelsabbiß für ein Zaubermittel, dessen man sich zur Vertreibung des Teufels bediente.

Die Laubblätter fanden früher auch als Teesurrogat Verwendung.

Wirkung

Die gleiche blutreinigende, innerliche Geschwüre (Brust, Leber) heilende Kraft wie der Scabiosa arvensis schreibt Lonicerus auch der Succisa zu, verordnet sie aber auch als entzündungswidriges Mittel, gegen „stechen umbs hertz“ und zur Zerteilung geronnenen Blutes nach Stoß, Fall, Schlag usw.

Matthiolus fügt dem noch hinzu, daß das Infus Uterusschmerzen stille, Würmer töte und schleimlösend bei Husten, Heiserkeit und Asthma wirke, wie auch die Reifung von Abszessen im Halse (durch Gurgeln) fördere.

Die Volksmedizin bevorzugt heute die äußerliche Anwendung der Scabiosa succisa und läßt die zerstoßene Wurzel bei Kontusionen, Entzündungen und nässenden Ekzemen auflegen. Im Rheinland verwendet man das Kraut innerlich gegen Erysipel (Verf.).

In der russischen Volksmedizin wird die Pflanze gegen Leibschmerzen, Schwindel und Zahnschmerzen und zur Behandlung von verschiedenen Wunden, Panaritien und Hundebiß gebraucht.

Die blutreinigende Wirkung beruht wohl auf dem Saponingehalt der Wurzel. Auch die Blätter enthalten Saponin; außerdem Scabiosin, ein β-Methylglykosid.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Polen: Innerlich gegen Darmkatarrh, äußerlich als Wundheilmittel.

Ungarn: Gegen Frauenleiden, Halsschmerzen und Abszesse.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Man gibt Scabiosa succisa peroral und lokal bei Dermatopathien wie nässenden Ekzemen, Ulzera, besonders des Mundes, Tumoren, Entzündungen, Kontusionen und Skabies. Bei Fluor albus werden Spülungen mit dem Infus gemacht. Zur Blutreinigung werden die jungen Blätter im Frühjahr auch gern als Salat gegessen.

Angewandter Pflanzenteil:

Bock bezeichnet das Kraut mit Blumen und Wurzeln als verwendet. Wurzeln und Kraut bzw. die ganze Pflanze führen Matthiolus und Lonicerus an.

Nach v. Haller sind vor allem die Wurzeln gebräuchlich. Auch Geiger bezeichnet die Wurzel als offizinell. Dragendorff erwähnt ebenfalls die Wurzeln.

Thoms schreibt, daß früher einmal die Wurzel in Verwendung gewesen wäre und bezeichnet als heute gebräuchlich die im blühenden Zustande gesammelten oberirdischen Teile, Herba Morsus Diaboli.

Schulz gibt Wurzel und Kraut als in der Volksmedizin verwendet an.

Das HAB. nennt die frischen Wurzeln (§ 2). Die ganze Pflanze (Wurzel und Kraut) bildet das Ausgangsmaterial für die Bereitung des „Teep“. Sammelzeit: Juli bis September.

Dosierung:

Übliche Dosis:

1 Teelöffel voll der Tinktur mehrmals täglich (Dinand).

1 Tablette der Frischpflanzenverreibung „Teep“ drei- bis viermal täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Scabiosae succisae c. rad.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

 

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