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Von Hagenia abyssinica, Rosaceae.

Name:

Hagénia abyssínica Willd. (= Brayera anthelmintica Kunth, = Bankesia abyssinica Brune). Koso, Kosoblüten. Französisch: Kousso; englisch: Kousso, koosso, cusso; polnisch: Krasawa.

Namensursprung:

Kuso, Koso, Kwoso sind die einheimischen Bezeichnungen sowohl für den Bandwurm als auch für das Mittel gegen letzteren. Hagenia wurde der Baum zu Ehren des Königsberger Professors K. G. Hagen genannt.

Verbreitungsgebiet

Botanisches:

Der bis zu 20 m hohe Baum mit großen, schopfig stehenden Fiederblättern bewohnt die höheren Stufen der ostafrikanischen Hochgebirge; von 1600 m an ist die Hagenia abyssinica eine Charakterpflanze des Kilimandscharo. Die polygamen Blüten sind zu bis 1/2 m hohen Rispen vereinigt. Die rosavioletten weiblichen Blüten entfalten etwa 20 Staubgefäßrudimente und vergrößern nach der Befruchtung ihre Außenkelchblätter, die dann den Nüßchen als Flugeinrichtung dienen.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die ersten zuverlässigen Nachrichten über die Droge gelangten durch den Forscher James Bruce nach Europa, der auf seiner Reise nach den Nilquellen (1769-1771) den Baum und die Verwertung der Blüten gegen den Bandwurm kennenlernte. 1799 beschrieb Willdenow den Baum und gab ihm den Namen Hagenia abyssinica. In Deutschland ist Koso seit 1834 bekannt. Viel zu der Verbreitung hat Hofrat Schubert beigetragen, der im Jahre 1837 größere Proben der Droge zur Untersuchung aus Abessinien mitbrachte.

Wirkung

Die Blüten enthalten als wirksamen Bestandteil Kosotoxin, das ähnlich der Filixsäure (vgl. Filix mas) wirkt, aber weniger giftig für das Nervensystem ist.

Für niedere Tiere stellt es ein typisches Muskelgift dar. In größeren Dosen verursacht die Droge Stuhlentleerungen, Nausea und Erbrechen. Die Bevölkerung Abessiniens, wo der Bandwurm sehr häufig auftritt, verwendet Koso als das wirksamste Mittel gegen diesen Schmarotzer.

Die Ansichten über die Wirkung der Kosoblüten sind geteilt.

Nach Penzoldt sind die Kosoblüten entbehrlich.

Clarus führt 16 Literaturstellen für die Anwendung und 5 dagegen an, er selbst behauptet, nie einen Bandwurmkopf gefunden zu haben.

Nach Chopra und Chandler sind Vergiftungen mit Koso selten beobachtet worden. Es verlangsamt die Herztätigkeit und gibt zu sehr unangenehmen Symptomen Anlaß. Kontraindiziert ist es besonders bei Schwangeren. In Abessinien glaubt man, daß es nicht nur Abort verursacht, sondern auch schädlich für Mutter und Fötus ist. Die Eingeborenen trinken den kalten Infus, es sollen nur die Bandwurmglieder abgehen, aber nicht der Kopf. Möglicherweise würde eine vorhergehende flüssige Diät und ein Abführmittel die Wirksamkeit steigern. Caius und Mhaskar gaben den Infus in drei Portionen im halbstündigen Abstand in mehreren Fällen. Ein Abführmittel wurde nur gegeben, wenn 4 Stunden nach Einnahme der letzten Dosis kein Stuhlgang eintrat. Die Wirkung auf Hakenwürmer war nicht ermutigend, auch auf Askariden und andere Würmer ist die Droge wirkungslos. Bei Hunden, Katzen und Schafen ist die Wirkung auf Bandwürmer eine gute. Katzen erbrechen jedoch leicht das Mittel.

Die Kosoblüten enthalten u. a. α- und β-Kosin, das sekundär aus Kosotoxin entsteht, ferner α-Kosotoxin, Protokosin und Kosidin, Gerbstoff, ätherisches Öl, Valerianasäure, Essigsäure und Oxalsäure.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Koso wird als Bandwurmmittel verordnet.

Angewandter Pflanzenteil:

Alle Literaturangaben nennen die nach dem Verblühen oder zu Beginn des Verblühens gesammelten weiblichen Blütenstände als verwendete Teile. Dabei zeigt die lebhaft rote Farbe der Droge und der kräftige Geruch ihre Güte an (Hager). Die von den Rispen abgestreiften Blüten haben mehr emetische und geringere anthelmintische Wirkung. Nur die Rispen sind in der englischen Pharmakopöe offizinell. Das HAB. läßt die homöopathische Urtinktur aus den getrockneten, rötlichen weiblichen Blüten herstellen (§ 4). Aus diesen wird auch das „Teep“ gewonnen.

Flores Koso sind offizinell in Deutschland, Österreich, Schweiz, England, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Kroatien, Ungarn, Schweden, Rußland, Japan.

Nach Meyer-Gottlieb sind nur frische, d. h. nicht zu lange gelagerte Blüten wirksam.

Dosierung:

Übliche Dosis:

5-22 g Pulver (Clarus);

8-16 g im kalten Infus, 15 Minuten ziehen lassen. Die gepulverte Droge gilt als wirkungsvoller (Brit. Pharm. Codex, Chandler and Chopra);

15-20 g Pulver oder Tabletten (Hager).

20 Kapseln der Pflanzenverreibung „Teep“ auf zwei- bis dreimal verteilt in 1/4stündigen Zwischenräumen in Honig oder Pflaumenmus.

(2-3 Stunden nachher eine Dosis Kalomel oder Glaubersalz, wenn nicht durch die Kosoblüten selbst schon Durchfall erzeugt wurde. Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Kapsel enthält etwa 0,4 g Flor. Koso.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Bandwurmmittel (nach Trendelenburg):

Rp.:

Flor. Koso pulv. 1 in tabulett. D. tal. dos. No. XX.

D.s.: Morgens zu nehmen, 2 Stunden danach 2 Eßlöffel Rizinusöl.

Rezepturpreis ad scat. etwa 1.69 RM. Dekokt- und Infusrezepte gebe ich nicht an, da nach Hager Infuse unwirksam sind, weil der wirksame Bestandteil in Wasser wenig löslich ist.

Als Bandwurmmittel (nach Klemperer-Rost):

Rp.:

Flor. Koso 5 Electuar. e Senna 10

S.: In 2 gleichen Portionen in halbstündigem Zwischenraum nüchtern nehmen. Nach 2 Stunden Laxans.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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