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Glänzendschwarzer Schichtporling, Polyporeae.

Name:

Polypórus nígricans Fr. (= Placódes nígricans L., = Phellinus nigricans Patt.). Glänzendschwarzer Schichtporling.

Namensursprung:

Polyporus = der Vielporige, von πολς (polys) = viel und προς (poros) = Weg, Pore. Nigricans = schwarz werdend.

Verbreitungsgebiet

*

Botanisches:

Der Pilz kommt fast ausschließlich auf Birken vor, jedoch wurde er auch einmal auf Weiden gefunden. Er sieht dem Feuerschwamm sehr ähnlich, von dem er sich aber durch die glatte, im Alter pechschwarze Oberfläche unterscheidet. „An der Birke erscheinen meist nur abortive, sterile Fruchtkörper in Gestalt schwarzer, rissiger, unregelmäßig geformter, harter Pilzmassen, die aus der Rinde hervorbrechen“. Ricken gibt folgende Charakteristik des Pilzes: Hut schwarz, glänzend, mit lackartiger, krustig-brüchiger, sehr harter Haut, kahl, dicht konzentrisch gefurcht, polsterförmig, 10-20 cm, mit stumpfem Rande, sehr dick, oft so dick als breit. Röhren rostig braun, nicht bereift, sehr eng zusammenfließend geschichtet. Substanz: rostfarbig, sehr hart, zum großen Teile aus verhärteten Röhren bestehend. Sporen sehr klein und regelmäßig. Dazu paßt auch, was Dragendorff (siehe unten) von dem Pilz schreibt, daß die Form ganz unregelmäßig ist, und daß er auf der Oberfläche fast schwarz, glänzend und wie verkohlt aussieht. Der Pilz kommt vor allem in den Ostseestaaten, den nördlichen Teilen Rußlands, in Finnland und auf der Insel Oesel vor. Bei uns scheint er seltener zu sein. – Als Holzschädling bedingt dieser Porling nach Sorauer „eine sehr weiche, schwammige Rotfäule, die von einer dunklen Grenzschicht umrandet ist.“

Geschichtliches und Allgemeines:

Polyporus nigricans gehört zu den in Estland und Rußland gebräuchlichen Volksmitteln gegen Karzinom.

Wirkung

Während die Verwendung des Feuerschwammes, Polyporus fomentarius, als blutstillendes Mittel (Wundschwamm) wohlbekannt war, ist die des P. nigricans in der Heilkunde erst spät bekannt geworden und hat wenig Beachtung gefunden. In der Medizinischen Zeitung Rußlands, Jahrgang 15 (1858), Nr. 20 erschien (zit. nach Dragendorff) eine Abhandlung „Glückliche Behandlung einer krebshaften Ohrendrüsengeschwulst durch Birkenschwamm“, in der Staatsrat v. Froben darauf aufmerksam macht, daß der Pilz im Olonetzschen Gouvernement gegen Krebs und ähnliche Krankheiten Anwendung gefunden hat. Er konnte von einem Heilerfolg berichten, bei dem der Patient auch noch nach 12 Jahren völlig gesund war. Nachkontrolle von anderen Ärzten ergaben recht gute Wirkung. Dies veranlaßte Dragendorff, über den Schwamm seine Doktor-Dissertation zu schreiben. Die Verwendung des Pilzes gegen Krebs ist in Rußland und den Ostseestaaten noch heute im Volke weit verbreitet, wie aus einer Mitteilung von Wastalu, Estland, und anderen hervorgeht. Eine Patientin, die an Carcinoma uteri (inoperabile) litt, ist nach 1 1/2 Jahren durch das ständige Trinken des Tees völlig gesund geworden. Auch nach sechs Jahren sind keine Metastasen festzustellen. In diesem Falle eiterte der Uterus völlig aus. Es bildete sich an seiner Stelle eine unempfindliche neue Auskleidung.

Über die Resultate der chemischen Untersuchung durch Dragendorff heißt es: „Es ist nach den mitgeteilten Versuchen der untersuchte Pilz ein chemisch scheinbar sehr einfach zusammengesetzter zu nennen. Eine zelluloseähnliche aber mit dem Phanerogamen-Zellstoff nicht ganz identische Grundlage (Fungin), wie es scheint nur mit Ausnahme der jüngsten Stellen durch und durch infiltriert, mit einem braunen, dem Suberin ähnlichen Erhärtungsmaterial, durchdrungen von einem in Wasser löslichen humusartigen Kohlehydrat, einem in Alkohol und einem in Äther löslichen Harze, fumar- und apfelsaurem Kali machen mit einigen wenigen unorganischen Salzen (durch besondere Versuche mit dem unveränderten Pilze habe ich mich überzeugt, daß kohlensaure Salze nicht, oder nur in unbedeutendster Menge in demselben vorhanden sind) die Hauptmasse desselben aus. Amylum, dem Zucker, Mannit, Dextrin, Pektrin, Eiweiß, den fetten und ätherischen Ölen, Gerbstoffen, Glykosiden, Alkaloiden ähnliche, für die jetzige Chemie faßbare Bestandteile fehlen völlig. In der Tat hat es seine große Schwierigkeit, nach diesen Resultaten dem Mittel irgendwelche medizinische Wirkungen zuzutrauen.“ Auf Grund weiterer Untersuchungen kommt er zu dem Resultate, daß man Polyporus nigricans (er war sich über die Benennung noch nicht klar) nicht mit P. fomentarius und P. igniarius identifizieren könne.

Bei Verfütterung und auch nach intratumoralen Einlagen und intratumoralen Injektionen von Polyporus nigricans konnte in meinem biologischen Institut keine Einwirkung auf Mäusekarzinom festgestellt werden. Auch Injektionen und Fütterungen zu prophylaktischen Zwecken zeigten keinen wachstumshemmenden Einfluß. Toxizitätsbestimmungen an Mäusen ergaben, daß bei intravenöser Verabreichungen kalt hergestellte Extrakte des Pilzes giftiger sind als Warmextrakte. Bei einer Prüfung auf Inhaltsstoffe konnte Jod nachgewiesen werden. Nach dem Zerkauen der Polyporus „Teep“-Tabletten tritt ein pelziges Gefühl auf der Zunge ein.

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Herstellung des „Teep“ wird der möglichst frisch gesammelte Pilz verwendet.

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Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

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